Berlin. Anlegern winken satte 3,75 Prozent Zinsen. Finanztip spricht dennoch keine Empfehlung für das Tagesgeldkonto aus. Das ist der Grund.
- Mit 3,75 Prozent Zinsen pro Jahr erscheint das Trade-Republic-Konto attraktiv für Tagesgeldkunden
- Finanztip empfiehlt es dennoch nicht und kritisiert bestimmte Konditionen
- Trade Republic reagiert nun mit einem überraschenden Schritt
Die Suche nach einem Tagesgeldkonto, mit einer attraktiven Rendite in Richtung vier Prozent pro Jahr, wird für Anlegerinnen und Anleger zunehmend schwieriger. Die meisten Banken bieten überdurchschnittlich hohe Zinsen zudem nur noch für Neukunden und beschränkt auf wenige Monate. Nach dem Aktionszeitraum sinken die Zinsen oft wieder auf unter ein Prozent – und lohnen sich dann kaum noch als sichere Geldanlage.
Der Neobroker Trade Republic konnte, mit einem vergleichsweise hohen Zins, in den vergangenen Monaten laut eigener Aussage viele Tagesgeldkunden dazugewinnen. Mit 3,75 Prozent pro Jahr für Neu- und Bestandskunden bietet das Berliner Fintech-Unternehmen im Vergleich eine recht hohe Rendite auf Guthaben, das Kunden auf dem Verrechnungskonto des Depotanbieters ruhen lassen. Seit Juni gilt der Zins sogar unabhängig davon, wie hoch die Einlage ist.
Damit erfüllt es für Anleger den gleichen Zweck wie ein klassisches Tagesgeldkonto. Ein- und Auszahlungen sind, anders als beim Festgeldkonto, jederzeit möglich. Der Geldratgeber Finanztip – ein Kooperationspartner dieser Redaktion – empfiehlt allerdings Trade Republic nicht als Anbieter für Tagesgeld-Interessenten.
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Trade Republic: Keine Finanztip-Empfehlung als Tagesgeldkonto
Finanztip begründet seine Entscheidung mit den Besonderheiten, die das Verrechnungskonto des Depotanbieters mit sich bringt „Das Geld auf dem Verrechnungskonto liegt nicht bei Trade Republic selbst, sondern bei Partnerbanken oder in einem Geldmarktfonds“, heißt es in der Einschätzung von Finanztip.de. Und weiter: „Die Einlagensicherung bei einem Teil der Partnerbanken ist nicht optimal. Auch Geldmarktfonds halten wir für Tagesgeld ungeeignet.“
Die Empfehlung von Finanztip an Sparerinnen und Sparer lautet daher: „Wir raten Dir, das Konto wegen der Zinsen nicht als Tagesgeld zu nutzen. Denn Du kannst nicht beeinflussen, wo Trade Republic das Guthaben Deines Kontos genau aufbewahrt.“
Finanztip zufolge liege das Kontoguthaben der Kunden im Falle von Trade Republic „bei Partnerbanken mit irischer oder französischer Einlagensicherung“. Aufgrund der etwas schlechteren Bonität der beiden Länder würden die Partnerbanken nicht die strengen Stabilitätskriterien des Geldratgebers erfüllen, „die wichtig sind, damit Kunden im Falle einer Pleite der Bank kein Geld verlieren“.
Zudem könne es laut Finanztip passieren, dass Trade Republic einen Teil des Guthabens auf dem Verrechnungskonto in einen sogenannten Geldmarktfonds steckt. Diese Praxis hat Trade Republic auf Anfrage unserer Redaktion auch bestätigt. Dort ist das Geld zwar als Sondervermögen bei einer Pleite von Trade Republic geschützt. Trotzdem könnten für Kunden Verluste entstehen, betont Finanztip. Denn je nachdem, wie sich der Geldmarktfonds im Laufe der Zeit entwickelt, können die Anteile bei einer Pleite des Anbieters mehr, aber auch weniger wert sein als das aktuelle Guthaben.
Fazit von Finanztip: Als Sicherheits-Baustein im Rahmen der eigenen Geldanlage sei das verzinste Verrechnungskonto somit nicht uneingeschränkt zu empfehlen.
Zum Vergleich: Die besten von Finanztip empfohlenen, klassischen Tagesgeldanbieter boten Anfang 2024 3,3 Prozent Zinsen pro Jahr – und damit etwas weniger als Trade Republic.
Als Depot weiter empfehlenswert
Wichtig für Anleger: Die kritische Einschätzung von Finanztip bezieht sich ausschließlich auf das verzinste Verrechnungskonto des Neobrokers als Alternative zum klassischen Tagesgeld. „Das Depot von Trade Republic ist weiterhin ein sehr günstiges Wertpapierdepot“, schreibt der Geldratgeber. Kunden können dort demnach zu günstigen Konditionen in ETFs investieren, Sparpläne sind zudem komplett kostenlos.
Trade Republic als Depotanbieter für Wertpapiere wie ETF hatte erst Ende vergangenen Jahres die Vollbanklizenz erhalten. Seitdem wurde das Angebot auch auf andere Finanzdienstleistungen massiv ausgeweitet. Seit Januar gibt Trade Republic etwa eine Kreditkarte mit Cashback aus. Demnächst soll zudem ein eigenes Girokonto mit IBAN-Bankkontonummer angeboten werden.
Trade Republic reagiert: irische Partnerbank fällt weg
Auf Nachfrage dieser Redaktion weist Trade Republic darauf hin, dass sich im Zuge des neu geschaffenen Girokontos, das derzeit schrittweise an Kunden ausgerollt wird, die Konditionen verbessern würden: „Mit der neuen IBAN und dem zukünftigen Girokonto gibt Trade Republic weiterhin die EZB-Zinsen von aktuell 3,75 Prozent p.a. an alle seine Kunden weiter. Kunden erhalten diese Zinsen ohne Obergrenze – bis vor Kurzem waren die Zinsen noch auf maximal 50.000 Euro begrenzt“, heißt es in einer Stellungnahme.
Das Geldguthaben der Kunden werde „weiterhin auf Partnerbanken wie die Deutsche Bank, HSBC oder J.P. Morgan verteilt“, heißt es weiter. Allerdings reagiert Trade Republic offenbar auf die Kritik, dass bisher nicht alle Partnerbanken die höchste Bonität erfüllten: Denn die irische Citibank, werde „für deutsche Kunden mit dem Abschluss des Rollouts der Trade Republic IBAN als Partnerbank wegfallen“, kündigt der Neobroker gegenüber unserer Redaktion an.
An der Praxis, Teile des Guthabens auch in Geldmarktfonds anzulegen, wolle Trade Republic aber festhalten: Man verwende Geldmarktfonds zur zusätzlichen Streuung (Diversifikation) höherer Geldguthaben, heißt es. „Unsere Kunden profitieren somit gleichzeitig von der Einlagensicherung mehrerer Partnerbanken und der getrennten Verwahrung der Geldmarktanteile vom Vermögen der Bank. Der Kunde kann die individuelle Verteilung seines Barguthabens in der App sehen, sobald er die neue IBAN aktiviert hat.“