Berlin. Geldmarkt-ETFs sind in Zeiten steigender Zinsen eine echte Alternative zu Tagesgeld. Was die Vorteile und Risiken sind.
Sie sind seit einigen Jahren der Trend an den Börsen: Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Mit diesen Indexfonds können Privatanleger und -anlegerinnen breit gestreut und kostengünstig in Aktien investieren. Was vielen jedoch unbekannt ist: Bei ETFs dreht es sich nicht immer nur um Aktien. Seit der Zinswende rückt eine andere Form der ETFs in den Fokus der Anleger: Es geht um sogenannte Geldmarkt-ETFs.
Anlegen in Geldmarkt-ETFs: Schluss mit Zins-Hopping
Der Geldmarkt dient Banken, Unternehmen oder Staaten dazu, sich kurzfristig Geld zu beschaffen oder überschüssiges Geld kurzfristig anzulegen. Dazu vergeben sich die Akteure gegenseitig Kredite mit einer sehr kurzen Laufzeit. Für diese Kredite fließen Zinsen, deren Höhe eng an den aktuellen Leitzins der Zentralbank gekoppelt ist. Und genau mit diesen Zinsen erzielt ein Geldmarkt-ETF seine Rendite. Lag sie in der Niedrigzinsphase noch im negativen Bereich, sind aktuell weit über drei Prozent pro Jahr möglich.
Geldmarkt-ETFs können daher eine gute Alternative zum herkömmlichen Tagesgeldkonto sein. Der Vorteil: Die Renditen der Geldmarkt-ETFs passen sich immer automatisch dem aktuellem Zinsniveau an. Das ist beim Tagesgeld anders. Hier sind Anleger davon abhängig, dass ihre Bank den Zinssatz auf das aktuelle Niveau anhebt. Viele Banken bieten gute Zinsen aber nur für Neukunden. Wer immer die besten Zinsen kassieren will, muss daher ständig zwischen den besten Angeboten wechseln. Mit einem Geldmarkt-ETF können Anleger sich dieses Zins-Hopping sparen.
Rendite mit Geldmarkt-ETFs: Knapp vier Prozent pro Jahr aktuell möglich
Der Geldratgeber Finanztip empfiehlt zwei Arten von Geldmarkt-ETFs. Sie investieren nicht in Aktien, sondern in Anleihen:
- Die einen bilden die Entwicklung der Euro-Short-Term-Rate nach. Das ist ein Referenzzinssatz, den die Europäische Zentralbank täglich berechnet und der den aktuellen durchschnittlichen Zinssatz am europäischen Geldmarkt wiedergibt. Aktuell liegt er bei knapp vier Prozent pro Jahr.
- Die ETFs der zweiten Kategorie investieren ausschließlich in deutsche Staatsanleihen mit einer kurzen Restlaufzeit. Das verspricht besonders viel Sicherheit, dafür aber auch etwas weniger Rendite.
Anders als beim Tagesgeld gibt es bei Geldmarkt-ETFs keine Einlagensicherung. Dafür gelten sie wie alle Fonds als Sondervermögen. Bei einer Pleite des ETF-Anbieters sind die Anteile der Anleger also geschützt.
Das Risiko der Geldmarkt-ETFs liegt daher eher in den gehaltenen Anleihen: Gehen die Herausgeber der Anleihen bankrott, können für die Anleger große Verluste entstehen. Die von Finanztip empfohlenen ETFs investieren aber zu einem Großteil in Anleihen von Staaten mit einer sehr guten Kreditwürdigkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zahlungsprobleme bekommen, ist daher sehr gering.
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Geldmarkt-ETFs: Tipps für den Kauf an der Börse
Wer in einen Geldmarkt-ETF investieren will, benötigt auch ein Wertpapierdepot. Ein gutes Depot hat keine laufenden Kosten und niedrige Gebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren. Anteile an einen Geldmarkt-ETF können Anleger dann ganz einfach über ihren Depotanbieter an der Börse erwerben.
Bei Kauf und Verkauf sollten sie darauf achten, dass sie tagsüber zwischen 9.30 und 17 Uhr handeln. Denn dann hat die größte deutsche Börse Xetra geöffnet und Anleger müssen nicht mit einer hohen Handelsspanne zwischen Kauf und Verkaufskurs (auch Spread genannt) rechnen.
Auf Tagesgeld nicht komplett verzichten
Aufgrund ihrer stetigen Renditen eignen sich die Geldmarkt-ETFs also gut als Sicherheitsbaustein für die langfristige Geldanlage. So sorgen sie für einen Ausgleich zu den stärker schwankenden Aktien-ETFs. Und auch wer weiß, dass er demnächst oder in ein paar Jahren eine größere Summe Geld braucht – zum Beispiel, weil die Sanierung des Hauses ansteht –, kann dafür ebenfalls sehr gut Geldmarkt-ETFs nutzen.
Nicht in allen Fällen sind die Geldmarkt-ETFs aber eine Alternative zum Tagesgeld. Wer sich nicht mit Wertpapieren und der Börse beschäftigen möchte, ist beim klassischen Tagesgeldkonto besser aufgehoben. Außerdem sind die Geldmarkt-ETFs weniger gut als Parkplatz für eine Notreserve geeignet. Denn bis das Geld nach einem Anteilsverkauf auf dem Girokonto verfügbar ist, dauert es ein paar Tage.
Finanztip empfiehlt daher, in jedem Fall einen Notgroschen von drei bis fünf Monatsgehältern auf einem Tagesgeldkonto zu halten. Komplett auf Tagesgeld verzichten sollten Anleger also nicht.
Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.