Düsseldorf. Erst Abi-Download, dann Datenleck, jetzt EDV-Führerschein: Landtag soll unkorrekt über Abschaltung von Server informiert worden sein.
Im Zusammenhang mit gravierenden IT-Sicherheitslücken des NRW-Schulministeriums sind neue Vorwürfe laut geworden. Wie die „Neue Westfälische“ aus Bielefeld berichtet, soll Schulministerin Dorothee Feller (CDU) den Landtag nicht korrekt über die Abschaltung eines Servers für den „EDV-Führerschein“ informiert haben.
In einem Bericht an den Schulausschuss hatte das Ministerium erklärt, man sei „Anfang August 2022 erstmalig über die datenschutzrechtlichen Bedenken informiert“ worden. Nun zitierte die „Neue Westfälische“ jedoch den Detmolder IT-Experten Klaus Keßler, der in einer Projektgruppe zur Aktualisierung eben jenes Servers mitgearbeitet hatte, mit den Worten: „Das Ministerium wurde bereits am 10. Februar 2021 informiert.“
Hackerangriffe auf Server bei Berufskolleg in Essen
Bei der Überprüfung des EDV-Führerscheins seien damals gravierende Datenschutzprobleme ans Licht gekommen. Dies sei dem Ministerium lange vor der Server-Abschaltung im vergangenen Sommer bekannt gewesen. Beim „Staatlich geprüften EDV-Führerschein“ handelt es sich um ein Zertifikat, mit dem Tausende Schüler in NRW ihre digitale Grundbildung nachweisen können. Der zentrale Prüfungsserver hierfür, der beim Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg in Essen angesiedelt ist, wurde offenbar mehrfach von Hackern attackiert.
Das Ministerium konnte sich auf Anfrage unserer Redaktion bis zum Montagabend nicht zu den Vorwürfen verhalten und erklärte, dass man den Vorgang zunächst sorgfältig prüfen müsse. Feller steht nach diversen IT-Pannen unter Druck. Zunächst mussten im April kurzfristig Abitur-Klausuren in NRW verschoben werden, weil der Download von zentralen Prüfungsaufgaben nicht funktionierte. Das hatte bundesweit für Schlagzeilen und in betroffenen Familien für große Verärgerung gesorgt. Anfang Mai wurde dann bekannt, dass beim Landesschulinstitut Qualis in Soest rund 20.000 Datensätze vornehmlich von Lehrkräften ausgelesen werden konnten. Das Ministerium ließ daraufhin einen Server vollständig vom Netz nehmen.
EDV-Führerschein gibt es erstmal nur offline
IT-Experte Keßler soll in EDV-Führerschein ausführlich auf die Datenschutzprobleme hingewiesen haben und sogar Lösungsvorschläge unterbreitet haben, die bis zum Ende des Schuljahres 2021/22 hätten umgesetzt werden können. Der EDV-Führerschein kann im laufenden Schuljahr nur offline erworben werden. Im Bericht des Schulministerium heißt es: „Die Inhalte der in die Jahre gekommenen Module lagen und liegen im PDF-Format vor. Diese können von den Schulen weiterhin entsprechend offline in elektronischer Form oder als Ausdruck genutzt werden.“