Düsseldorf. Das Handwerk berichtet von verunsicherten Kunden und äußert Verständnis für Bürger, die sich jetzt noch eine neue Gasheizung kaufen.
Die Unzufriedenheit mit dem geplanten Heizungsgesetz der Bundesregierung nimmt auch in NRW zu. Das Handwerk an Rhein und Ruhr dringt zum Beispiel auf mehr „Technologieoffenheit“ und bemängelt „Dirigismus und Hektik“ in der Ampel-Koalition. SPD, Grüne und FDP ringen in diesen Tagen um die Details des Gesetzes.
"Massive Verunsicherung und Verzweiflung"
„Wie alle Kollegen nehme ich bei meinen Kunden eine massive Verunsicherung und Verzweiflung wahr“, sagte der Präsident des Dachverbandes Handwerk NRW und selbstständige Schornsteinfegermeister Andreas Ehlert dieser Redaktion. Der Run auf klimaschädliche Heizungen, die mit Öl oder Gas betrieben werden, sei angesichts dieser Verunsicherung „völlig rational“, so Ehlert.
Die Menschen könnten nämlich nicht abschätzen, an welche Vorgaben sie sich in fünf oder zehn Jahren halten sollten. Vielen Eigentümern drohten Wertverluste und gewaltige Investitionen. Ehlert nennt ein Beispiel: „Warum soll jemand jetzt eine teure Wärmepumpe einbauen lassen, wenn er nicht weiß, ob er in zwei oder drei Jahren im Zuge der kommunalen Wärmeplanung zur Benutzung der Fernwärme gezwungen wird? Dann wäre dem Klima mehr gedient, wenn er jetzt in die Gebäudedämmung investieren würde.“
Und wer denkt an die großen Mietshäuser?
Das NRW-Handwerk, das die Energiewende ausdrücklich unterstützt, wirft der Ampel vor, beim „Gebäudeenergiegesetz“ die Mehrfamilienhäuser völlig zu übersehen, obwohl in NRW rund zehn Millionen Menschen zur Miete wohnen. Man könne Gebäude mit Gasetagenheizungen nicht so einfach auf Wärmepumpen umstellen.
Auch DGB-Chefin Yasmin Fahimi warf der Ampel-Koalition am Wochenende schwere Fehler beim Heizungsgesetz vor. Sie verlangte Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger. Der Bund streite seit Monaten „über unfertige Konzepte in der Öffentlichkeit“ und lasse die Menschen mit der Angst allein, dass ein Heizungstausch sie finanziell überfordern könnte, sagte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) der „Rheinischen Post“.
Umstrittene Demo in Bayern gegen das Heizungsgesetz
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nutzten eine Kundgebung von rund 13 000 Menschen gegen das Heizungsgesetz zu Attacken auf die Bundesregierung. Man sage Ja zum Klimaschutz, „aber Nein zu diesem Heizungsgesetz“, sagte Söder in Erding bei München. „Wir wollen unsere Demokratie zurückholen", sagte Aiwanger und wurde dafür gefeiert. An der Demo nahmen auch Querdenker und Klimawandelleugner teil.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verteidigte das Gesetz gegen Kritik. Es werde im Bundestag mit einem einzigen Ziel geprüft: „Es darf an keiner Stelle jemand überfordert werden und etwas tun müssen, das er oder sie sich nicht leisten kann“, sagte Scholz der „Antenne Bayern“.
Die Ampel-Pläne sehen vor, dass von Anfang 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Öko-Energie betrieben wird. Dabei greift schon jetzt eine Austauschpflicht für über 30 Jahre alte Heizungen.(mit dpa)