Düsseldorf. Besorgniserregender Trend an allgemeinbildenden Schulen und an der
In Nordrhein-Westfalen hat die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen, zuletzt zugenommen. Im Jahr 2023 traf dies auf 11.835 Schülerinnen und Schüler zu, wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine FDP-Anfrage hervorgeht.
Laut dem „Statistik-Telegramm 2023/24“ der Landesregierung verließen im Jahr 2020 insgesamt 9709 Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss zu haben. Seitdem zeigt diese Kurve nach oben.
Viele Jugendliche erreichen in den Berufsschulen keinen höheren Abschluss
In der Antwort, die dieser Redaktion vorab vorliegt, wird eine weitere besorgniserregende Entwicklung beschrieben: Immer mehr Schülerinnen und Schüler verlassen eine Berufsschule, ohne dort einen höherwertigen Abschluss erreicht zu haben. Im Schuljahr 2022/23 traf dies auf 76.247 Berufsschülerinnen und-schüler zu. 2019/20 waren es „nur“ 60.652.
Franziska Müller-Rech, Schulexpertin der FDP-Landtagsfraktion, sieht in diesen Entwicklungen einen Beleg für eine sich zuspitzende Schulkrise in NRW und glaubt an einen Zusammenhang zwischen den nicht erreichten Abschlüssen und dem „Rekord-Unterrichtsausfall“ im Land. „Die Landesregierung muss noch stärker als bisher in die Schulen investieren, insbesondere in herausfordernden Stadtteilen mit hohem Sozialindex. Wenn gerade dort viel Unterricht ausfällt, fehlen den Schülerinnen und Schülern Bildungsinhalte und Unterstützung“, sagte sie dieser Redaktion.
NRW müsse zudem die Berufs- und Weiterbildungskollegs stärken. „Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass sie die Versäumnisse an den vorher besuchten Schulformen mit einem Handstreich einfach ausgleichen.“ Der Lehrkräftemangel müsse behoben, der Arbeitsplatz Schule attraktiver werden.
Landesregierung sieht wichtige Weichen schon gestellt
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) setzt in ihrer Antwort der FDP-Kritik eine weitere Statistik entgegen: Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 werde ein Großteil der ersten Schulabschlüsse -- im Jahr 2020 fast 60 Prozent - am Berufskolleg erworben. „Jugendliche und junge Erwachsene, die ohne einen Ersten Schulabschluss eine Berufsausbildung beginnen, erwerben mit dem Berufsschulabschluss einen ersten erweiterten Schulabschluss“, so Feller.
Die NRW-Regierung glaubt, dass der laufende Schulversuch mit 60 so genannten „Talentschulen“ sowie das „Startchancenprogramm“ des Bundes, von dem in NRW 900 Schulen profitieren sollen, geeignet seien, die Zahl der Schulabgängerinnen und -abgänger, die keinen Abschluss erreichen, künftig zu senken.
Aus der Sicht von Franziska Müller-Rech reicht das nicht. „Programme wie die Talentschulen und das Startchancenprogramm sind wichtige erste Schritte. Aber bei denen darf es nicht bleiben. Wir brauchen flächendeckend Investitionen an allen Schulen und Schulformen“, sagte die Liberale.
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