Brüssel.. Die EU-Kommission stellt eine alarmierende Prognose der für die deutsche Wirtschaft vor. Die Probleme und welche Rolle Donald Trump spielt.
Deutschland wird mit seiner schwachen Konjunktur immer mehr zur Wachstumsbremse in Europa. Nach einer neuen, alarmierenden Prognose der EU-Kommission wird Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas 2025 beim Wirtschaftswachstum das Schlusslicht aller 27 EU-Staaten sein. Demnach dürfte die Wirtschaftsleistung der Europäischen Union insgesamt nächstes Jahr um 1,5 Prozent zulegen – Deutschland trägt mit einem nur halb so starken Wachstum von 0,7 Prozent die rote Laterne.
Im Jahr 2026 erwartet die Kommission unionsweit eine Steigerung des Bruttosozialprodukts um 1,8 Prozent – in Deutschland aber nur von 1,3 Prozent, lediglich Italien wird dann mit 1,2 Prozent noch schlechter abschneiden. „Große Unsicherheit hat in Deutschland Konsum und Investitionen belastet“, heißt es in der Herbstprognose der Kommission, die in Brüssel vorgelegt wurde. Die Handelsaussichten hierzulande würden sich aufgrund der schwächeren globalen Nachfrage nach Industriegütern verschlechtern.
Sachverständigenrat erwartet 2025 ein Wachstum von nur 0,4 Prozent.
Allerdings rechnet die Kommission mit einer stärkeren Inlandsnachfrage, angetrieben von einer Erhöhung der Reallöhne. Doch der konjunkturelle Erholungsprozess findet in der deutschen Wirtschaft insgesamt langsamer statt als anderswo: 2024 hat nicht nur Deutschland mit rückläufigem Wachstum zu kämpfen (die Kommission erwartet ein Minus von 0,1 Prozent), sondern auch Österreich, Irland, Estland und Finnland – diese Länder kommen aber schneller wieder zurück auf den Wachstumspfad.
Mit ihrer Prognose ist die Brüsseler Behörde dennoch vergleichsweise zuversichtlich: Ihre Schätzung für Deutschland liegt etwas über der Vorhersage, die führende Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Jahresgutachten erst am Mittwoch abgegeben haben; der Sachverständigenrat erwartet 2025 ein Wachstum in Deutschland von nur 0,4 Prozent. Die EU-Kommission sieht Europa insgesamt nach einer längeren Stagnationsphase jetzt wieder auf dem Weg eines moderaten Wachstums bei gleichzeitig abnehmender Inflationsrate. „Die europäische Wirtschaft erholt sich langsam“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Mit sinkender Inflation, einem Rekordtief der Arbeitslosigkeit und der Zunahme des privaten Konsums und der Investitionen werde sich das Wachstum schrittweise beschleunigen.
Gleichzeitig aber würden die Zukunftsaussichten durch geopolitische Unsicherheiten und strukturelle Probleme belastet. „Russlands langer Angriffskrieg gegen die Ukraine und der intensivierte Konflikt in Nahost befeuern geopolitische Risiken und Unwägbarkeiten bei der Energiesicherheit“, so die Einschätzung der Brüsseler Ökonomen. Und mit Blick auf die bevorstehende US-Präsidentschaft von Donald Trump, der umfassende Importzölle von 20 Prozent angekündigt hat, warnt die Kommission: „Eine weitere Zunahme von protektionistischen Maßnahmen durch Handelspartner könnte den globalen Handel auf den Kopf stellen.“
Unter den EU-Staaten wäre Deutschland am härtesten von den US-Importzöllen betroffen – über die vier Jahre von Trumps Amtszeit werde das die deutsche Wirtschaft mit 180 Milliarden Dollar belasten, rechnet das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vor. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft, die ohnehin in einer tiefgreifenden, strukturellen Krise stecke, „wäre das eine teure Katastrophe“, so das Institut. Das deutsche Bruttosozialprodukt würde nach IW-Berechnungen am Ende der Amtszeit des Republikaners 1,5 Prozent niedriger ausfallen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) empfing unterdessen am Freitag Vertreter von Wirtschaftsverbänden, Unternehmen und Gewerkschaften zu einem weiteren Industriegipfel. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Wirtschaftsschwäche hatte Scholz zu einem „Pakt für die Industrie“ aufgerufen, um den Industriestandort zu stärken und Industriearbeitsplätze zu sichern.