Jerusalem. Geheimdienste rechnen mit einem neuerlichen Angriff des Mullah-Regimes auf Israel. Doch Nahost-Experten sehen das anders – aus einem Grund.

Der Iran soll schon in wenigen Tagen zu einem neuen Angriff auf Israel ausholen: Das sagen mehrere Quellen im Iran und in Israels Geheimdiensten gegenüber Medien in Israel und in den USA. Es wäre der dritte Angriff des Iran auf israelischem Boden. Bei der letzten Attacke am 1. Oktober feuerte das Regime rund 200 ballistische Raketen auf Israel ab, fast die gesamte Bevölkerung in Israel musste in die Luftschutzräume fliehen.

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Schon vor zwei Tagen hatten israelische Medien über eine bevorstehende iranische Attacke berichtet. Nun folgte ein Bericht der „New York Times“, laut dem der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, den Auftrag für einen Angriff auf Israel gegeben habe. Khamenei soll erst jetzt informiert worden sein, wie groß der Schaden ist, den Israel in seinem gezielten Schlag auf militärische Infrastruktur im Iran bewirkt hat. Auch der oberste Kommandeur der Iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, sagte in einer Rede vor der politischen Führung in Teheran: „Der Iran wird Israel eine Antwort in bisher unvorstellbarem Ausmaß geben.“ Die Israelis „haben einen Fehler gemacht und sie werden mit der Reaktion darauf leben müssen.“

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In Israel ist die Armee nun in „erhöhter Einsatzbereitschaft“. Man rechnet mit massiven Angriffen mit ballistischen Raketen, aber auch mit Kamikazedrohnen. Bereits Donnerstagabend hat Israels Luftwaffe über Jordanien mehrere Drohnen abgefangen, die aus dem Irak kamen und auf den dicht bevölkerten Ballungsraum rund um Tel Aviv abzielten.

Auch der nächste Angriff aus dem Iran soll vom Irak aus starten, glauben israelische Geheimdienstkreise: Pro-iranische Milizen dort sollen die Aufgabe für Teheran übernehmen – in der Hoffnung, dass auch die israelische Antwort dann den Irak treffen wird, und nicht erneut zu Schäden in der iranischen Raketenproduktion führen wird.

Einen bevorstehenden iranischen Angriff von irakischem Boden aus hält der israelische Militärexperte Avi Melamed jedoch für unrealistisch: „Das könnte den Einfluss der schiitischen Milizen im Irak untergraben“, glaubt Melamed.

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Israel droht mit „Mitteln, die wir beim letzten Mal nicht eingesetzt haben“

Laut israelischen Geheimdienst-Quellen könnte die Attacke schon vor den US-Wahlen stattfinden – also in den kommenden drei Tagen. Iran-Experten halten das jedoch für wenig wahrscheinlich: Das Regime in Teheran weiß, dass eine weitere Eskalation im Nahen Osten der demokratischen Kandidatin Kamala Harris im US-Wahlkampf schaden könnte. Teheran will eine Wiederwahl Donald Trumps aber vermeiden, weil Trump einen harten Sanktions- und Angriffskurs gegenüber dem Iran verfolgt.

Ob der Angriff nun kommt oder nicht: Dass die Eskalation zwischen Israel und dem Iran nun ein Ende hat, ist kaum wahrscheinlich. Israels Armee hat deshalb eine neue Stabsstelle eingerichtet, die sich auf „wiederholte Schläge“ auf Ziele im Iran konzentrieren soll.

Sollte der Iran noch einmal angreifen, dann „würden wir den Iran erreichen, und zwar mit Mitteln, die wir beim letzten Mal nicht eingesetzt haben“, sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi. Der Armeeführer deutete an, dass der nächste israelische Schlag im Iran auch sensible Ziele betreffen könnte – Anlagen der iranischen Ölindustrie, vielleicht sogar Teile des Atomprogramms.