Berlin. Nordkoreas Diktator unterstützt Russlands Krieg mit Waffen und Truppen. Dafür kassiert er Geld – er hat aber noch ein anderes Motiv.
Der Einsatz nordkoreanischer Soldaten in Russlands Krieg gegen die Ukraine steht offenbar kurz bevor. „Wir gehen jetzt davon aus, dass sich insgesamt etwa 10.000 nordkoreanische Soldaten in Russland befinden“, sagt US-Außenminister Antony Blinken. Demnach sind bis zu 8000 Soldaten aus der fest an der Seite Russlands stehenden Diktatur von Kim-Jong Un bereits in die russische Region Kursk verlegt worden, in der die Ukraine mit einem Überraschungsangriff russisches Territorium eingenommen hat.
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US-Verteidigungsminister Lloyd Austin teilt mit: „Wir sehen, dass sie russische Uniformen tragen und mit russischer Ausrüstung ausgestattet sind.“ Der von Russlands Machthaber Wladimir Putin offenbar geplante Einsatz der nordkoreanischen Truppen beunruhigt die internationale Gemeinschaft, weil sich damit ein weiteres Land direkt an dem Krieg beteiligt – das mit Kim zudem von einem unberechenbaren und mit Interkontinentalraketen und Atomwaffen ausgerüsteten Mann geführt wird. Studien und Geheimdienstberichte zeigen, dass Kims Unterstützung für Putin ein entscheidender Faktor ist. Mit der Entsendung der Soldaten bauen Moskau und Pjöngjang ihre militärische Allianz aus.
Nicht nur Soldaten: Nordkoreas Diktator Kim Jong-Un hilft Putin auch mit Waffen
Kim hilft Putin bereits mit umfangreichen Waffenlieferungen. In einer aktuellen Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) heißt es, gerade bei der Lieferung von Artillerie spiele Nordkorea die entscheidende Rolle: „Schätzungen zufolge könnte Nordkorea in den letzten zwei Jahren bis zu 13.000 Container mit sechs Millionen Artilleriegeschossen an Russland exportiert haben.“ Zusammen mit seiner eigenen Produktion von knapp drei Millionen Geschossen im Jahr könne Russland somit jährlich 5,5 Millionen Artilleriegeschosse gegen die Ukraine einsetzen.
Auf ukrainischer Seite ist Artilleriemunition hingegen Mangelware, auch weil die Produktionskapazitäten in den USA und Europa zusammengerechnet mit 1,2 Millionen Stück im Jahr deutlich geringer sind als in Russland oder Nordkorea allein. In beiden Ländern läuft die Kriegsproduktion auf Hochtouren. Allerdings gab Nordkorea an Russland der SWP-Studie zufolge auch alte und offenbar nicht mehr zuverlässige Munition weiter. Zumindest könne dies die Rate von bis zu 50 Prozent an Ausfällen und Fehlern erklären, die die Ukraine dokumentiert habe.
Studie: Nordkorea lieferte Russland Waffen im Wert von bis zu 5,5 Milliarden Dollar
Wie der Iran unterstützt der nordkoreanische Herrscher Kim seinen Waffenbruder Putin auch mit Raketen, wenn auch in geringerem Maße als die Mullahs. Kim habe etwa 50 seiner modernsten Kurzstreckenraketen mitsamt Abschussfahrzeugen an Russland abgegeben, heißt es in der SWP-Studie. Von Teheran soll Russland demnach 400 Exemplare erhalten haben.
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Olena Guseinova von der südkoreanischen Hankuk University of Foreign Studies in Seoul schätzt, dass Nordkorea an Russland seit dem russischen Angriff auf die Ukraine mit Waffen im Wert von 1,7 bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar beliefert habe. Die Analyse wurde hierzulande von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung veröffentlicht. Guseinova wertete demnach unter anderem Geheimdienstberichte aus. Die Verfasserin betont ebenfalls, dass das an Russland gelieferte Militärgerät aus Nordkorea veraltetet und unzuverlässig sei.
Putins Verluste: Etwa 1000 Soldaten werden täglich verwundet oder getötet
Umso hilfreicher könnte für Putin die Entsendung nordkoreanischer Truppen sein, nach westlichen Geheimdiensterkenntnissen verliert Russland durch Tod und Verwundung etwa 1000 Kräfte täglich. Die Verlegung der nordkoreanischen Truppen zeige, „dass der russische Präsident in größter Not ist“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz kürzlich.
Die USA schätzen die Zahl der bisher nach Russland geschickten nordkoreanischen Soldaten aktuell auf 10.000, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von 12.000. Darunter sollen nach Erkenntnissen des südkoreanischen Geheimdienstes Spezialkräfte sein. Die nordkoreanischen Soldaten erhielten demnach Falschidentitäten, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. Studienautorin Guseinova schätzt, dass Kim Russland bis zu 20.000 Soldaten zur Verfügung stellen könnte.
Putin bezahlt Kim für seine Soldaten
Dies lässt er sich von Putin bezahlen: Dem Center for Strategic and International Studies in Washington zufolge übernimmt Russland wohl nicht nur die Kosten für die Verlegung der Truppen, sondern zahle auch 2000 US-Dollar im Monat pro Soldaten, wobei das Geld nicht an die Kämpfer, sondern in Kims Staatskasse fließe. Auch Guseinova schreibt von „erheblichen“ Zahlungen Russlands für die entsandten Soldaten. Die Analystin schätzt, dass Kim dadurch zwischen 140 und 570 Millionen Dollar jährlich einnehmen könnte.
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Sie sieht allerdings noch einen weiteren Grund dafür, dass Nordkorea Putin seine Soldaten anbietet: „Abgesehen von den finanziellen Vorteilen könnte das Regime auch daran interessiert sein, Kampferfahrungen aus erster Hand zu sammeln, moderne Kriegsführung zu studieren, und sich den Zugang zu westlichen Waffen zu sichern.“ Der US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, warnte, im Falle eines Einsatzes der Nordkoreaner in der Ukraine würden diese „sicher in Leichensäcken zurückkehren“.
Putins Soldaten sprechen abfällig über Kims Truppen: „Verdammte Chinesen“
In der russischen Armee trifft die Verstärkung aus Asien aber offenbar auf Ablehnung. Der US-Sender CNN berichtete über vom ukrainischen Geheimdienst abgefangene Kommunikation zwischen russischen Soldaten, die sich besorgt darüber geäußert haben sollen, wie die Nordkoreaner befehligt und mit Munition und militärischer Ausrüstung versorgt werden. Der Ton der Gespräche sei zudem abfällig, unter anderem würden die nordkoreanischen Soldaten als „verdammte Chinesen“ bezeichnet.
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