Berlin. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Zoonosen in Zukunft zunehmen werden. Den dahinterliegenden Trend könnten Menschen aber stoppen.
Die Schwarze Pest, die im 14. Jahrhundert ein Drittel der europäischen Bevölkerung tötete, brachten damals Ratten und ihre Flöhe auf den Kontinent. Zoonosen, Krankheiten also, die von Tieren auf Menschen übergehen, sind nicht neu. Auch nicht die verheerenden Auswirkungen, die sie haben können.
Neu ist aber die Frequenz, mit der Erreger aus dem Tierreich auf Menschen übergehen. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr, die historische Daten zu Ansteckungen mit Filoviren (die zum Beispiel Ebola verursachen), SARS, Nipah- und Mapucho-Viren ausgewertet hat, fand einen besorgniserregenden Trend. Setzt sich die Entwicklung seit den 1960ern fort, so die Analyse, könnten allein an diesen Viren 2050 zwölfmal so viele Menschen sterben wie 2020.
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Was alarmistisch klingt, wird plausibel, wenn man die dahinter liegenden Entwicklungen betrachtet. Denn Menschen kommen den Tieren immer näher, häufig: zu nahe. Als einer der wichtigsten Treiber für die Ausbreitung von Zoonosen gilt der Verlust biologischer Vielfalt. Wo viele verschiedene Arten leben, treffen Erreger auf viele mögliche Wirte – von denen viele schlechte Wirtstiere sind und den Erreger nicht verbreiten. Das bremst die Übertragung. Schrumpft die Zahl der Arten, wird auch dieser Effekt geringer.
Mehr zerstückelte Lebensräume bedeuten auch mehr Berührungspunkte mit Wildtieren
Gleichzeitig werden Lebensräume von Wildtieren immer weiter zerstückelt. Wo es statt großen zusammenhängenden Biosphären aber nur noch viele kleine gibt, nimmt auch die Zahl der Berührungspunkte zu, an denen Menschen und Wildtiere sich begegnen.
Das zeigt: Artenschutz und der Schutz natürlicher Lebensräume sind nicht nur ein Wert an sich. Sie sind auch essenziell dafür, Menschen zu schützen.