Rom. An vielen italienischen Schulen herrscht nach Messerangriffen Verunsicherung. Nun sollen spezielle Noten die Schüler zur Vernunft bringen.

Ein 17-jähriger Schüler, der in einer mittelitalienischen Kleinstadt von einem 18-Jährigen Mitschüler mit einem Messerstich im Gesicht verletzt worden. Angriffe auf Lehrer, verwüstete Schulen: In den italienischen Schulklassen ist Gewalt an der Tagesordnung. Verletztes Schulpersonal und Mobbing sind ebenfalls gang und gäbe. Das italienische Parlament hat indes einen von Unterrichtsminister Giuseppe Valditara ausgearbeiteten Gesetzesentwurf zur Verhaltensbewertung an den Schulen verabschiedet.

Der Entwurf, der bereits vom Senat abgesegnet worden war, wurde mit 154 Ja-Stimmen, 97 Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen endgültig angenommen und tritt jetzt in Kraft. Der Betragensnote soll künftig laut dem Gesetz eine größere Bedeutung eingeräumt werden. Wer eine niedrige Verhaltensnote hat, soll unabhängig von den Schulnoten nicht zum nächsten Schuljahr oder zum Abitur zugelassen werden. Wenn eine niedrige Verhaltensnote im Zeugnis steht, muss man ein Referat über Staatsbürgerkunde schreiben; bei der niedrigsten Note, einer 5 im italienischen Schulsystem, fällt man durch.

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Damit will die Regierung streng gegen Gewalt in der Schule vorgehen. Strafen sind für diejenigen Schüler vorgesehen, die bei Demonstrationen Schulgebäude beschädigen. Geldstrafen werden bei Gewalt gegen das Schulpersonal erhoben. „Das vom Parlament verabschiedete Gesetz ist ein grundlegender Schritt auf dem Weg zu einem Schulsystem, das den Lehrern ihre Autorität zurückgibt. Mit der Reform wird das Verhalten der Schüler bei der Gesamtbewertung ihrer schulischen Leistungen und der Zulassung zu den staatlichen Prüfungen berücksichtigt“, so der Bildungsminister aus den Reihen der Lega. Valditara will auch hart gegen Schüler vorgehen, die Schulgebäude besetzen und beschädigen. Die Regierung Meloni arbeitet derzeit an einer Regelung, um Schüler für Schäden an Einrichtungen strafrechtlich haftbar zu machen und sie zu zwingen, für die Reparaturen aufzukommen.

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Italien: Politiker kritisiert Vorstoß der Regierung – „früh mit Prävention reagieren“

Wenn ein Schüler wegen seines Verhaltens mehr als zwei Tage von der Schule ausgeschlossen wird, dann müsste dieser in bestimmten Strukturen einen solidarischen Dienst verrichten. Im Entwurf heißt es weiter, dass eine Betragensnote von weniger als 6 auch dann zu vergeben sei, wenn ein Schüler immer wieder einen schwerwiegenden und sich wiederholenden Mangel an Disziplin an den Tag lege. Und: Gewalt oder Aggression gegen das Schulpersonal oder andere Schüler sollten bei der Betragens- und Gesamtbewertung noch mehr Gewicht haben.

Die Wertung der Benimmregeln stammt ursprünglich noch aus der Mussolini-Zeit und war bis in die 1970er Jahre in Kraft. In der Primar- und Sekundarstufe I wurde sie nach Schülerprotesten abgeschafft, nach mehreren Änderungen im Jahr 2000 letztlich an allen Schulen.

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Der Südiroler Landesrat Philipp Achammer weist darauf hin, dass man derzeit eine 5 im Betragen nur im Falle einer Straftat erhalte. Begehe ein Schüler eine Straftat, so sollte es für diesen Schüler individuelle Projekte geben, um ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen, sagt Achammer. Wichtig sei es, „solche Situationen frühzeitig zu erkennen und früh mit Prävention zu reagieren“. Eine 5 im Betragen wäre am Ende „schlecht für das gesamte System“, meint der Landesrat.