Brüssel. Die EU-Kommission drängt auf die europaweite Verschärfung von Rauchverboten auch an der freien Luft. Sie verfolgt ein ehrgeiziges Ziel.

Für Raucher könnten bald noch härtere Zeiten anbrechen: Wird das Rauchen generell auch an Bushaltestellen, vor Krankenhäusern oder auf Spielplätzen verboten? Die EU-Kommission hat einen entsprechenden Vorstoß beschlossen – auch in wichtigen Außenbereichen sollten vor allem Kinder und Jugendliche besser vor den Gefahren des Passivrauchens geschützt werden.

Die Kommission von Präsidentin Ursula von der Leyen legte am Dienstag entsprechende Empfehlungen vor: Die EU-Mitgliedstaaten sollten demnach ihre entsprechenden Gesetze überarbeiten und verschärfen. Das Verbot soll zum einen auf Freizeitbereiche im Freien zielen, in denen sich oft Kinder aufhalten – die Kommission nennt neben Spielplätzen etwa Schwimmbäder oder Vergnügungsparks; für Spielplätze in Deutschland haben aber einige Bundesländer und viele Städten schon ein Rauchverbot erlassen, in vielen Schwimmbädern ist Rauchen nur in bestimmten Bereichen erlaubt.

No smoking and World No Tobacco Day
Die EU-Kommission drängt die Mitgliedstaaten, das Rauchen auf Spielplätzen ausnahmslos zu verbieten. © iStock | graphixchon

Rauchverbot: EU will gegen Passivrauchen vorgehen

Die Kommission will zum anderen ein Rauchverbot auch für die Außenbereiche etwa von Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen oder anderen öffentlichen Gebäuden sowie Bahnhöfe und Bushaltestellen. „In Außen- und Halbaußenräumen besteht häufig eine sehr erhebliche Belastung durch Passivrauch und Aerosole“, erklärte die Kommission. Nach Schätzungen würden etwa neun Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen und über zwei Prozent entsprechender Todesfälle in Europa auf die Belastung durch Passivrauchen zurückzuführen.

Das Risiko einer Herzerkrankung steige für Nichtraucher um 25 bis 30 Prozent, wenn sie zu Hause oder am Arbeitsplatz Passivrauch einatmeten. Außerdem sollten auch neue Produkte wie erhitzte Tabakprodukte (HTPs) und elektronische Zigaretten, die zunehmend junge Konsumenten erreichten, überall in Europa in bestehende Verbote aufgenommen werden. Die potenziellen schädlichen Auswirkungen dieser neuen Produkte seien schwerwiegend, auch durch sie könnten Konsumenten nikotinsüchtig werden.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drängt auf europaweite Rauchverbote auch für viele Außenbereiche, um Bürger vor dem Passivrauchen zu schützen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen drängt auf europaweite Rauchverbote auch für viele Außenbereiche, um Bürger vor dem Passivrauchen zu schützen. © AFP | Frederick Florin

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte: „Jedes Jahr verlieren in der EU 700.000 Menschen ihr Leben durch Tabakkonsum, darunter zehntausende durch Passivrauchen. In einer Europäischen Gesundheitsunion haben wir die Pflicht, unsere Bürger, insbesondere Kinder und Jugendliche, vor der Belastung durch schädlichen Rauch und Emissionen zu schützen.“

Allerdings ist es Sache der Mitgliedstaaten, entsprechende Gesetze zu beschließen, die Kommission kann hier nur Empfehlungen aussprechen. Doch hat sich die EU-Kommission selbst unter Druck gesetzt: Sie hatte bereits das Ziel ausgegeben, zur Krebsbekämpfung bis 2040 eine „tabakfreie Generation“ zu fördern.  In anderthalb Jahrzehnten sollten nur noch fünf Prozent der Europäer rauchen, heute sind es nach Kommissionsangaben etwa 25 Prozent.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Christdemokraten im EU-Parlament, Peter Liese, begrüßte den Vorstoß der Kommission: „Es ist wichtig, dass wir auf allen Ebenen Maßnahmen beschließen, die die Menschen vor Tabakrauch schützen“, sagte Liese. „Rauchen ist vor allen Dingen für die Raucher gefährlich. Man kann nichts Besseres für seine Gesundheit tun, als mit dem Rauchen aufzuhören.“ Der CDU-Politiker äußerte aber Bedenken gegen den Vorschlag, E-Zigaretten mit herkömmlichen Zigaretten gleichzustellen: „E-Zigaretten sind dann problematisch, wenn Menschen, insbesondere Kinder oder Jugendliche, zum Nikotinkonsum verführt werden. Für schwere Raucher, die ansonsten nicht aufhören können, ist die E-Zigarette allerdings ein wichtiges Element, den Schaden und die Gefahren zu reduzieren.“