Washington. Donald Trump will sich auf kein weiteres TV-Duell gegen Kamala Harris einlassen. Die Gründe, warum der Ex-Präsident in Deckung bleibt.

Gezögert hatte er schon nach dem Debakel am Dienstag. Jetzt hat Donald Trump offiziell bestätigt, dass er sich nicht ein zweites Mal der Gefahr aussetzen will, vor einem Millionen-Publikum von seiner Konkurrentin um das Weiße Haus, Kamala Harris, vorgeführt und gedemütigt zu werden. 

„Es wird keine dritte Debatte geben”, schrieb Trump am Donnerstagnachmittag in Großbuchstaben auf seinem sozialen Netzwerk „Truth Social”

Trumps Zählweise: ein Mal gegen Joe Biden im Juli, ein Mal gegen Harris gerade eben, das reicht.  

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Berater rieten Trump von weiterem Duell ab

Der 78-Jährige kommt damit dem Drängen seiner Berater nach, die ihm nach den 100 Minuten von Philadelphia zu Beginn dieser Woche absolut davon abgeraten haben, sich ein zweites Mal mit der redegewandten Demokratin zu messen. 

Nach überwältigend einhelliger Meinung von Analysten, Kommentatoren und vielen der insgesamt 67 Millionen Bürger, die den Schlagabtausch an der Mattscheibe mitverfolgt haben, zog Trump gegen die rund 20 Jahre jüngere ehemalige Generalstaatsanwältin Kaliforniens eindeutig den Kürzeren. 

Trump beruft sich auf Fake-Umfragen

Trump wäre allerdings nicht Trump, wenn seine Lesart der Dinge nicht eine ganze andere wäre. Er sieht sich selbst als klarer Sieger des Duells, beruft sich dabei auf Fake-Umfragen im Internet, die ihn mit 90 Prozent vorn sehen und sieht daher keine Notwendigkeit seiner Widersacherin eine zweite Chance zu geben. Bei Trump hört sich das so an: „Wenn ein Preisboxer einen Kampf verliert, sind die ersten Worte aus seinem Mund: Ich will ein Rematch”. 

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Harris betonte dagegen am Nachmittag bei einer Kundgebung in Charlotte/North Carolina: „Ich glaube, dass wir es den Wählern schuldig sind eine weitere Debatte zu haben. Diese Wahl und was dabei auf dem Spiel steht könnte nicht wichtiger sein.” 

Für Harris geht es um die Unentschlossenen

Harris‘ Motiv: Sie will durch einen zweiten Sieg gegen Trump Nägel mit Köpfen machen, weiterhin unentschlossene Wählerinnen und Wähler endgültig auf ihre Seite ziehen und den Vorteil, den sie stimmungsmäßig (binnen 24 Stunden nach der Debatte nahm sie fast 50 Millionen Dollar Spenden ein) zurzeit genießt, in substanzielle Umfragenvorsprünge verwandeln. Daran hapert es weiter. Trump und Harris liegen fast gleichauf. Es gibt einzelne Ausreißer. Reuters/Ipsos sah Harris am Donnerstag mit 47 Prozent zu 42 Prozent vor Trump. 53 Prozent der Befragten gaben an, Harris habe das TV-Duell gewonnen. Nur 24 Prozent fanden Trump überzeugender.

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Trumps Kalkül bleibt: Dass es bald mit den „Flitterwochen” für Harris vorbei ist und seine – gemessen an arroganten Ankündigungen vorher – blamable Vorstellung vom vergangenen Dienstag bald in Vergessenheit gerät. Vertraute aus dem Trump-Umfeld erklärten inoffiziell, dass Trumps „Nein” zu einer weiteren Debatte nicht in Stein gemeißelt sei. „Es ist Verhandlungsmasse. Abwarten.”