Berlin. Nach Jahren massiv steigender Inflationsraten entspannt sich die Situation. Das hat Folgen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.
Die Inflation in Deutschland sinkt deutlich. Im August lagen die Verbraucherpreise um 1,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Vor allem Energie war nach den Auswertungen der Statistischen Landesämter billiger als vor einem Jahr, während die Preise für Dienstleistungen überdurchschnittlich gestiegen sind.
Insgesamt geht der Preisdruck auf die Verbraucher zurück. Noch im Juli hatte das Statistikamt einen Anstieg der Verbraucherpreise um 2,3 Prozent verzeichnet nach 2,2 Prozent im Juni und 2,4 Prozent im Mai. Im August waren die Preise insgesamt 0,1 Prozent niedriger als im Juli. Die Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel ging um 0,1 Punkte auf 2,8 Prozent zurück. Ökonomen hatten bereits mit einem Trend zu stabilen Preisen im Sommer gerechnet. So erwartet das Münchner Ifo-Institut für die kommenden Monate eine Inflationsrate unter zwei Prozent in Deutschland.
Doch bislang belastet die Inflation die Kauflaune der Verbraucher. Trotz gestiegener Löhne halten viele Menschen ihr Geld weiter zusammen. Im zweiten Quartal gab der private Konsum nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 0,2 Prozent zum Vorquartal nach. Viele Menschen sehen derzeit von Anschaffungen ab und sparen.
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Preise in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen
Zwar sind die extrem hohen Inflationsraten der vergangenen beiden Jahre Geschichte. Im Jahresschnitt erwarteten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent – nach 5,9 Prozent 2023.
Doch Verbraucher spüren beim Einkaufen oder im Restaurant die kräftig gestiegenen Preise. Lebensmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, ergab eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024.
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EZB könnte Zinsen weiter senken
Sollte die Inflation im Jahresverlauf in Deutschland und im Euroraum insgesamt sinken, gäbe das der Europäischen Zentralbank Spielraum für Leitzinssenkungen. Sie hat im Juni erstmals seit der Inflationswelle die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Im Juli hielt die EZB die Leitzinsen stabil und ließ die Tür für eine Zinssenkung bei der Ratssitzung am 12. September offen – es wird jedoch mit einer weiteren Senkung gerechnet.
Grundsätzlich sieht die EZB bei einer Inflationsrate von 2,0 Prozent Preisstabilität gewahrt. Geringere Raten oder gar sinkende Verbraucherpreise (Deflation) bergen die Gefahr, dass Unternehmen wie Konsumenten ihre Investitionen und Anschaffungen verschieben, weil sie noch niedrigere Preise erwarten. Das hätte negative Folgen für das Wirtschaftswachstum.