Köln. Eine eigene Kommission ermittelt nach mehreren Explosionen und einer Entführung. Nun wurden nach einer Durchsuchung zwei Verdächtige gefasst.
Die Staatsanwaltschaft Köln hat am frühen Freitagmorgen zwei Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, eine unbestimmte Anzahl illegaler Schusswaffen zu besitzen. Dem Jüngeren der beiden wird eine Beteiligung an jüngsten Taten aus dem Bereich der „Mocro-Mafia“ vorgeworfen, die zuletzt an verschiedenen Orten in NRW Explosionen verursacht haben soll: Er soll den brutalen Entführern zweier Bochumer im Juli eine Schusswaffe zur Verfügung gestellt haben.
Nach Detonationen vor privaten Wohnhäusern unter anderem in Duisburg, Düsseldorf und Köln sucht in der Domstadt mittlerweile eine eigene, 50 Personen starke Ermittlungskommission nach Zusammenhängen. Nach Meinung von Experten breiten sich mit diesen Taten kriminelle Strukturen aus den Niederlanden auch in Nordrhein-Westfalen aus. Am Freitagmorgen nun rückten Spezialeinsatzkräfte der Polizei zu zwei Wohnhäusern in Köln sowie zu einer Lagerhalle in Hürth aus. In dem Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengesetz nahmen sie Vater (55) und Sohn (24) fest.
Ermittlungen gegen mindestens 20 Beschuldigte
Der 24-Jährige sollte noch am Freitag (30. August) einem Haftrichter vorgeführt werden. In seiner Wohnung stellten die Ermittler einen Teleskopschlagstock, ein Einhandmesser und zwei Tüten mit mutmaßlichem Cannabis sicher. Bei dem 55-Jährigen fanden sie mehrere Schusswaffen, bei denen zunächst geprüft werden muss, ob es sich um scharfe Waffen handelt.
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Die Festnahme am Freitag ist nicht die erste im Zusammenhang mit der sogenannten „Mocro-Mafia“. Bereits Anfang August hatte die Polizei einen 19-jährigen Syrer festgenommen, der an der Geiselnahme in Bochum beteiligt gewesen sein soll. Insgesamt wurden inzwischen bereits 13 Verdächtige gefasst, die mit dem Tatkomplex zu tun gehabt haben sollen. Die Ermittlungskommission in Köln unter dem Namen Namen „Sattla“ (aus dem Arabischen für „Haschisch“) bearbeitet seit dem Sommer etwa 25 Verfahren, das sich gegen mindestens 20 Beschuldigte richtet. Auch von Verbindungen in die Clan-Kriminalität ist die Rede.
In den vergangenen zwei Monaten war es immer wieder zu Explosionen in Köln, aber auch etwa in Engelskirchen, Düsseldorf und Duisburg gekommen. Nach vorläufigen Erkenntnissen der Polizei sollen diese im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden auch aus den Niederlanden stehen. Explosionen vor Hauseingängen sind ein oft angewandtes Drohmittel der sogenannten niederländischen „Mocro-Mafia“. Unter dem Begriff werden Drogenhändler aus dem Nachbarland zusammengefasst, die teils eine marokkanische Herkunft haben.
Mocro-Mafia: Cannabis-Diebstahl als Auslöser für Gewaltspirale?
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Diebstahl einer großen Menge Cannabis aus einer Lagerhalle in Hürth Auslöser für die Gewaltspirale gewesen sein könnte. Ob es sich dabei um dasselbe Lagergebäude handelt, in dem die Razzia am Freitag stattfand, ist noch unklar. Zu dem Tatkomplex wird auch die brutale Geiselnahme gerechnet, bei der ein Paar aus Bochum Anfang Juli entführt und über Stunden gefoltert worden sein soll – bis die Polizei im Stadtteil Rodenkirchen zuschlug. Die Ermittler sehen eine neue Dimension der Gewalt in NRW. (mit dpa)