Berlin. In den Dörfern der Oblast Kursk schießen die Ukrainer die Versorgungsrouten der Russen kaputt. An einer Stelle drohen drastische Folgen.

Der Ukraine gelingen offenbar weitere militärische Erfolge auf russischem Gebiet. Schon am Sonntag vermeldete die ukrainische Luftwaffe die schwere Beschädigung einer zweiten Brücke über den Fluss Sejm. Nun ist womöglich ein Treffer auf die dritte und letzte Brücke über den Fluss gelungen. Der Angriff dürfte die militärische Versorgungslage für die russischen Soldaten deutlich erschweren.

Wie der bekannte pro-russische Militärblogger Juri Podoljaka am Montag auf seinem Telegram-Kanal schrieb, habe „der Feind auch die letzte stationäre Brücke“ im Dorf Karysch zerstört. Die russischen Streitkräfte müssten sich mit provisorischen Pontonbrücken behelfen. Dies reiche zur Evakuierung der Bevölkerung aus, schrieb er. Außerdem sollten ukrainische Streitkräfte „abgeschreckt“ werden.

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Podoljaka veröffentlicht unter dem Telegram-Namen @yurasumy und hat auf der Plattform rund 3,2 Millionen Follower. Der Militärblogger Romanow Lajt (Telegram-Name „Romanov_92) berichtete ebenfalls über den Einschlag auf der Brücke. Die Ukraine bestätigte die Zerstörung der dritten Brücke bislang nicht. Ganz offensichtlich versuchen Kiews Truppen aber, weitere Geländegewinne auf russischem Gebiet zu machen.

Luftangriffe auf Brücken am Fluss Sejm: Hier rückt die ukrainische Armee vor.
Luftangriffe auf Brücken am Fluss Sejm: Hier rückt die ukrainische Armee vor. © DPA Images | dpa-infografik GmbH

Ukraine-Krieg: Militärbeobachter wagt düstere Prognose

Den Landkreis Gluschkowo können die Russen nur über den Fluss Sejm verteidigen, weshalb die Zerstörung aller drei vorhandener Brücken ein massiver Rückschlag für sie ist. Der Militärbeobachter Jan Matwejew erklärte in einem Video, dass sich die Lage für russischen Truppen zunehmend verschlechtere in der Region. Sie könnten in eine Falle geraten, sagte er. „Wenn die russischen Soldaten nicht abrücken, dann werden sie umzingelt. Wenn sie abrücken, dann lassen sie ein großes Gebiet ohne Schutz“, sagte er.

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Genau dieses Szenario könnte nun eintreten. Russischen Medien zufolge sind durch die Beschädigung und Zerstörung der Sejm-Brücken bereits mehr als 30 Ortschaften in der Grenzregion zur Ukraine abgeschnitten vom übrigen Gebiet. Die Menschen sollen inzwischen in Sicherheit gebracht worden sein. Schon jetzt sollen sich etwa 1000 russische Soldaten in der Region in ukrainischer Gefangenschaft befinden.

Mit der seit zwei Wochen dauernden Offensive bei Kursk hat die Ukraine den Krieg gegen die russische Invasion erstmals auf das Gebiet des Gegners verlagert. Es ist auch das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass wieder ausländische Truppen auf russischem Staatsgebiet stehen. Trotzdem erweisen sich die russische Armee und die Sicherheitsbehörden schwerfällig bei der Gegenwehr. 

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Ukraine-Krieg: Weiterhin schwere Angriffe auf ukrainischem Territorium

Am Sonntag haben die ukrainischen Streitkräfte nach einer Analyse des amerikanischen Thinktanks „Institute for the Study of War“ südöstlich von Sudscha weitere Geländegewinne gemacht, wenn auch nur in geringem Ausmaß. Auf eigenem Gebiet stehen die ukrainischen Verteidiger allerdings weiter schwer unter Druck.

Der Generalstab in Kiew berichtete von 145 russischen Sturmangriffen entlang der Front am Sonntag. Davon hätten sich allein 45 Angriffe gegen den Frontabschnitt Pokrowsk im ostukrainischen Gebiet Donezk gerichtet. Diese Zahlen sind nicht im Detail überprüfbar, liefern aber einen Hinweis auf die Intensität der Gefechte.

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