Düsseldorf. Zwei tote Menschen und ein bis zur Unkenntlichkeit zerstörter Porsche. Wie die Todesfahrt auf der A44 Nordrhein-Westfalen erschüttert.

Nach einem mutmaßlichen illegalen Autorennen mit zwei Toten bei Unna zeigte sich NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag erschüttert.

„Illegale Autorennen sind Leichtsinn und Unsinn und sind ein hässliches Gesicht der Rücksichtslosigkeit, die wir überall erleben. Ich verstehe nicht, wie Menschen so verantwortungslos unterwegs sein können“, sagte er dieser Redaktion.

Herbert Reul (CDU): „Wir gehen entschlossen gegen Straßenrennen vor“

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Diese Unfälle seien genauso tragisch wie vermeidbar, so Reul. Er versicherte, NRW gehe entschlossen gegen Straßenrennen vor - mit Kontrollen, speziellen Verkehrsunfallaufnahmeteams und Prävention. Illegale Raser würden aus dem Verkehr gezogen.

Am Mittwochabend hatte laut der Polizei der Fahrer eines Sportwagens auf der A 44 am Autobahnkreuz Dortmund/Unna in Richtung Kassel bei hohem Tempo die Kontrolle verloren. Das Fahrzeug brannte aus. Die beiden Insassen - ein 20-jähriger und ein 52-jähriger Mann aus Dortmund - starben. Ein mutmaßlich am Rennen beteiligtes Auto flüchtete vom Unfallort. Im Verdacht steht ein 39-jähriger Dortmunder, der von der Polizei vernommen wurde.

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 2.144 verbotene Kfz-Rennen in NRW -- so viele wie noch nie. 526 davon endeten mit einem Unfall, drei Menschen starben. Heiko Müller, Vize-Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft GdP, sieht hinter diesem Trend eine gesellschaftliche Entwicklung: „Immer mehr Menschen handeln offenbar nach dem Motto „Ich bin der Bessere, Stärkere, Schnellere“, sagte er dieser Redaktion.

Mit jedem Verkehrstoten gibt es 100 Betroffene, die geschockt sind: Familie, Freunde, Kollegen“, sagt Heiko Müller, stellvertretender NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Mit jedem Verkehrstoten gibt es 100 Betroffene, die geschockt sind: Familie, Freunde, Kollegen“, sagt Heiko Müller, stellvertretender NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP). © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Es müsse eine Bewusstseinsveränderung her, und die erreiche man durch Prävention und Repression. Die Polizei betreibe viel Aufklärung, versicherte Müller. „Sie müsste aber noch mehr Kontrollen durchführen, um diesen jungen, sich selbst für unbesiegbar haltenden ,Siegfrieds‘ Grenzen aufzuzeigen. Für all diese Maßnahmen müssen wir über die notwendigen Ressourcen verfügen, sowohl in Form von finanziellen Mitteln als auch in Form von Personal.“

Heiko Müller regt die Wiedereinführung des „7. Sinns“ an

Der Polizeigewerkschafter hält es für sinnvoll, ein Aufklärungs-Format wie den „7. Sinn“ wieder einzuführen. Nicht nur im TV, sondern auf allen Kanälen, mit denen Menschen erreicht werden könnten. „Machen wir uns klar, was es heißt, Opfer eines illegalen Rennens zu sein. Mit jedem Verkehrstoten gibt es 100 Betroffene, die geschockt sind: Familie, Freunde, Kollegen“, so Müller.

Seit 2017 gelten illegale Stra­ßen­ren­nen als Straf­tat und nicht mehr nur als Ord­nungs­wid­rig­keit. Es dro­hen bis zu zehn Jahre Frei­heits­stra­fe. Wer dabei einen Menschen tötet, kann auch wegen Mordes verurteilt werden. Der wohl bekannteste Fall ist der der „Kudamm-Raser“, bei dem 2016 ein am Rennen Unbeteiligter starb. Einer der Täter wurde wegen Mordes, der zweite wegen versuchten Mordes verurteilt. Gerade erst verurteilte das Landgericht Hannover nach einem verbotenen Autorennen mit zwei toten Kindern eine 42-Jährige zu lebenslanger Haft.

Hier ein Überblick über die schlimmsten Fälle in den vergangenen Jahren.

Die 18-Jährige Marie aus Dortmund wurde von einem Raser getötet. Ihre Mutter erzählt.

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