Düsseldorf. Der Landesintegrationsrat NRW findet es „inakzeptabel“, dass das Spiel Österreich - Türkei nur bei MagentaTV zu sehen ist.

Das EM-Achtelfinalspiel zwischen Österreich und der Türkei wird nicht im Free-TV übertragen. Tayfun Keltek, der Vorsitzende des Landesintegrationsrates NRW, findet das inakzeptabel. „In Deutschland leben über drei Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln und fast 200.000 Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Ihre Bedürfnisse und Wünsche werden nicht ernst genommen. Das ist eine Ungleichbehandlung der Einwohnerinnen und Einwohner unseres Landes und damit gegen die Prinzipien unseres Grundgesetzes“, wettert Keltek. Die Entscheidung, das Spiel bei Magenta TV zu zeigen, führe zum „Vertrauensverlust“ von Menschen mit internationaler Geschichte in öffentliche Institutionen.

ARD und ZDF hatten offenbar andere Prioritäten

Dass dieses Achtelfinale nur bei MagentaTV übertragen wird, hat den Grund, dass der Telekom-Sender als einziger alle 51-EM-Spiele bei diesem Turnier live zeigen darf. Als es darum ging, dass auch die Öffentlich-Rechtlichen ARD und ZDF ihre Spiele für das Achtelfinale auswählen, legten diese nach Informationen dieser Redaktion andere Prioritäten. Das ZDF wählte das Spiel der deutschen Nationalmannschaft. „Das ZDF hat sich nicht gegen die Übertragung des Achtelfinal-Spiels Österreich – Türkei entschieden, sondern im ersten Schritt das Achtelfinale Deutschland – Dänemark gewählt“, teilte ein Sprecher auf Nachfrage dieser Redaktion mit. „Anschließend konnten die anderen Medienpartner ihre Auswahl treffen – und das ZDF hatte nicht mehr die Möglichkeit, das Spiel zu übertragen.“

Handeln öffentlich-rechtliche Sender an dieser Stelle nicht im Sinne des Gebührenzahlers?

Der Landesintegrationsrat NRW hält dem entgegen: „Der Auftrag von öffentlich-rechtlichen Rundfunkveranstaltern ist klar definiert. Sie müssen mit ihren Programmen den Zuschauern und Zuhörern umfassend und ausgewogen Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung anbieten. Sie haben damit den Auftrag, im Sinne der Gebührenzahler zu handeln.“

Vorbild Berlin? Dort wird das Türkei-Spiel auf der Fanmeile übertragen

Die zielgruppenspezifischen Angebote für Menschen mit „internationaler Geschichte“ seien in den letzten Jahren mit unterschiedlichen Begründungen reduziert worden. „Dass eine Entscheidungskorrektur im Sinne der betroffenen Menschen möglich ist, zeigt uns das Beispiel Berlin. Die Senatorin für Inneres und Sport, Iris Spranger, gab auf einer Pressekonferenz bekannt, dass das Achtelfinalspiel entgegen der ursprünglichen Planung auf der Fanmeile am Brandenburger Tor gezeigt werden wird. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.“, ergänzt die stellvertretende Integrationsrats-Vorsitzende und Rundfunkratsmitglied Ksenija Sakelšek in einer Mitteilung. Die langjährigen Forderungen des Landesintegrationsrates nach Gleichbehandlung und Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt müssten „dringend auch bei derartigen Aktivitäten berücksichtigt werden, um dem Rechtspopulismus die Stirn bieten zu können“, meint Tayfun Keltek.

Mit welcher Begeisterung türkeistämmige Fans die Spiele dieser Mannschaft verfolgen, war zum Beispiel während des Spiels gegen Georgien zu beobachten.