New York. Der WikiLeaks-Gründer Julian Assange hat Großbritannien offenbar verlassen. Zuvor hatte er mit US-Behörden eine Vereinbarung getroffen.
Nach fünf Jahren Haft in London ist Julian Assange nach Angaben der von ihm gegründeten Plattform Wikileaks entlassen worden und ist aus Großbritannien ausgereist. Das Portal veröffentlichte in der Nacht zum Dienstag bei X ein Video, das zeigen soll, wie der 52-Jährige am Montag am Flughafen Stansted ein Flugzeug besteigt. Seine Ehefrau Stella Assange repostete den Clip und schrieb: „Julian ist frei!!!!“ Sie bedankte sich bei allen Unterstützern. „DANKE. DANKE. DANKE“, schrieb Stella Assange in Großbuchstaben. Eine offizielle Bestätigung der britischen Behörden lag zunächst nicht vor.
Zuvor war bekannt geworden, dass der WikiLeaks-Gründer zugestimmt hat, sich einer Straftat schuldig zu bekennen, die im Zusammenhang mit seiner angeblichen Rolle, vertrauliches Material der US-Regierung veröffentlicht zu haben, stand. Dies sei Teil einer Vereinbarung mit dem Justizministerium, die es ihm ermögliche, einer Inhaftierung in den USA zu entgehen.
Assange will sich auf Marianeninseln schuldig bekennen
Gemäß den Bedingungen der neuen Vereinbarung werden die Staatsanwälte des Justizministeriums eine 62-monatige Haftstrafe beantragen – das entspricht der Zeit, die Assange in dem Hochsicherheitsgefängnis in London verbüßt hat, während er gegen die Auslieferung an die USA kämpfte. Der Plädoyer-Deal würde die verbüßte Zeit anerkennen und es Assange ermöglichen, sofort in sein Heimatland Australien zurückzukehren. Die Vereinbarung müsse noch von einem Bundesrichter genehmigt werden, hieß es beim Nachrichtensender CNN.
Assange soll dazu bereits an diesem Mittwoch (Ortszeit) vor einem Gericht in einem entlegenen US-Außengebiet erscheinen: auf den Marianeninseln. Die Inselgruppe liegt im Westpazifik, nördlich von Assanges Heimat Australien, und steht unter Hoheitsgewalt der USA. In einem Brief des US-Justizministeriums heißt es, der Ort sei gewählt worden, da Assange nicht in die Vereinigten Staaten habe reisen wollen und die Inselgruppe nahe an Australien liege. Es werde erwartet, dass sich Assange bei dem Gerichtstermin am Mittwoch der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig bekennen werde. Im Anschluss solle er nach Australien weiterreisen.
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Assange drohten in USA bis zu 175 Jahren Haft
Assange drohten im Rahmen seiner Anklage aus dem Jahr 2019 wegen angeblichen Geheimnisverrats in 18 Fällen eine Gefängnisstrafe von bis zu 175 Jahren, obwohl es unwahrscheinlich war, dass er in voller Höhe verurteilt wird. Assange wurde von US-Behörden wegen der Veröffentlichung vertraulicher militärischer Aufzeichnungen verfolgt, die ihm 2010 und 2011 von der ehemaligen Geheimdienstanalystin der Armee, Chelsea Manning, zur Verfügung gestellt worden waren.
US-Beamte behaupteten, Assange habe Manning dazu gedrängt, Tausende Seiten ungefilterter US-Diplomatendepeschen zu beschaffen, die möglicherweise vertrauliche Quellen, Berichte über bedeutende Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg und Informationen über Guantanamo-Häftlinge gefährdeten.
Auslieferung ausgesetzt
US-Präsident Joe Biden hatte in den letzten Monaten eine mögliche von australischen Regierungsbeamten vorangetriebene Vereinbarung zur Rückführung von Assange nach Australien angedeutet. Beamte des FBI und des Justizministeriums hatten sich jedoch gegen jeden Deal ausgesprochen, der kein Schuldeingeständnis von Assange beinhaltete, sagten über die Angelegenheit informierte Personen gegenüber CNN.
Letzten Monat entschied ein britisches Gericht, dass Assange das Recht habe, gegen seine letzte Anfechtung der Auslieferung an die USA Berufung einzulegen, und bescherte ihm damit einen Sieg in seinem jahrelangen Kampf, einer Strafverfolgung in den USA wegen seiner mutmaßlichen Verbrechen zu entgehen.
Die Odyssee des Wikileaks-Gründers
Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker fordern seit langem Assanges sofortige Freilassung.
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