Berlin. Polizeigewerkschafter Jochen Kopelke fordert mehr Taser gegen Messerangriffe. Doch nicht alle sind von den Elektroschockern überzeugt.

Die tödlichen Messerattacken in Mannheim und Wolmirstedt haben eine neue Debatte um die Ausstattung der Polizei ausgelöst. Tatsächlich haben Polizistinnen und Polizisten immer häufiger mit Fällen zu tun, „bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar gegen eine Person angedroht oder ausgeführt wird“. So definiert das BKA in seiner Kriminalstatistik einen „Messerangriff“, das bloße Mitführen eines Messers reicht nicht aus.

Die Zahl dieser Attacken hat tatsächlich zugenommen. Als sie 2021 erstmals erfasst wurde, lag die Zahl der Messerangriffe bei Delikten der gefährlichen und schweren Körperverletzung bei 5,8 Prozent (7071 Fälle). 2023 lag sie zwar weiterhin bei 5,8 Prozent, die absolute Fallzahl erhöhte sich aber auf 8951. Auch bei Raubdelikten greifen Täterinnen und Täter häufiger zum Messer, waren es 2022 noch 4195 Fälle, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 4893 Fälle.

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Polizei: GdP-Chef Kopelke fordert Taser gegen Messerangriffe

Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte deshalb am Montag eine Debatte über die Ausrüstung der Beamtinnen und Beamten. „Da geht es nicht nur um den Taser, da geht es insbesondere auch um den Schutz von Polizistinnen und Polizisten vor Messerattacken“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur (dpa) Kopelke unter Berufung auf MDR Aktuell.

Gewerkschaft der Polizei
Jochen Kopelke (Bundesvorsitzender der GdP) fordert Taser und bessere Ausrüstung für Polizistinnen und Polizisten. (Archivfoto) © DPA Images | Wolfgang Kumm

Bei den Messerangriffen in Mannheim und Wolmirstedt mussten die Polizistinnen und Polizisten jeweils zur Dienstwaffe greifen, auch in Hamburg wurde ein Mann mit Spitzhacke und Molotowcocktail durch Schüsse gestoppt. „Wer mit einem Messer auf andere losstürmt, muss damit rechnen, dass die Pistole zum Einsatz kommt, und dann auch schwerste Verletzungen die Folge sind“, kommentierte Kopelke.

Taser kommt bereits in einigen Bundesländern zum Einsatz

Taser (auch Distanzelektroimpulsgeräte) ähneln äußerlich zwar einer Schusswaffe, sorgen aber deutlich seltener für schwere Verletzungen. Denn statt Kugeln schießen aus dem Lauf zwei nadelförmige Projektile, die meist per Draht mit dem Taser verbunden sind und das Ziel kurzzeitig per Elektroschock außer Gefecht setzen.

Landespolizei nutzt
Statt mit Patronen feuern Taser mit nadelförmigen Projektilen, die per Draht mit der Waffe verbunden sind. (Archivfoto) © DPA Images | Axel Heimken

In vielen Landespolizeien kommt der Taser tatsächlich bereits zum Einsatz, etwa in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Eine deutschlandweite Regelung gibt es aber nicht. Auch wie oft die Geräte tatsächlich eingesetzt werden, schwankt stark von Bundesland zu Bundesland.

Taser: Das sind die Kritikpunkte an den Schockwaffen

Unumstritten sind die Schockwaffen ebenfalls nicht:. „Ein angemessener Mehrwert durch die Einführung des Einsatzmittels ‚Distanz-Elektroimpulsgerät‘ ist nicht erkennbar“, urteilte 2016 etwa der Landtag von Schleswig-Holstein. Außerdem sind Taser besonders gefährlich für ältere Menschen, Schwangere und Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Der Einsatz von Distanzelektroimpulsgeräten kann zu schweren Verletzungen bis hin zum Tod führen“, warnt Amnesty International.

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Auch Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) äußerte sich nach dem Vorstoß von Kopelke zurückhaltend. Jeden Polizisten mit Tasern auszustatten, bedürfe einer sehr sorgsamen Abwägung, erklärte sie gegenüber MDR Aktuell. Die Polizeiinspektionen sollten aber alle bestehenden Möglichkeiten nutzen, um das Mitführen von Messern in der Öffentlichkeit zu kontrollieren.

dpa/fmg