Brindisi. Mehr als 2000 Beamte sollen den G7-Gipfel in Apulien absichern – doch ihre Herberge ist derart marode, dass nun die Justiz ermittelt.
Die Welt blickt ab diesem Donnerstag auf das abgelegene Luxusresort „Borgo Egnazia“: In dem Anwesen in Apulien am Stiefelabsatz Italiens tagen die G7 an zwei Tagen. Italien hat den Vorsitz inne und will Auseinandersetzungen wie 2001 beim G8-Gipfel in Genua vermeiden. Damals wurde das Schengen-Abkommen außer Kraft gesetzt und Grenzkontrollen wieder eingeführt. Um das Luxusresort gelten schärfste Sicherheitsmaßnahmen – aber auch in der ganzen Region.
Nicht nur die Ankünfte an den Flughäfen und Häfen der Region werden sorgfältig überwacht, auch um das Ressort „Borgo Egnazia“ gilt eine „rote Zone“ von mindestens 10 Quadratkilometern, die durch eine zweite „gelbe Zone“ auf 30 Quadratkilometer erweitert wurde. Neben den Staats- und Regierungschefs sind bereits etwa 2000 Delegierte und ebenso viele Journalisten in Apulien eingetroffen, wobei 5000 Militärs mobilisiert werden mussten, um die Sicherheit des Gipfels zu gewährleisten. Dennoch läuft schon jetzt nicht alles reibungslos.
Am Mittwoch beschlagnahmten die Behörden ein Schiff, auf dem mehr als 2.000 Polizeibeamte untergebracht werden sollten – zuvor war es zu Beschwerden über die schlechten Bedingungen an Bord gekommen. Die Beamten sollten auf dem Schiff „Mykonos Magic“ untergebracht werden, etwa 60 Kilometer von „Borgo Egnazia“ entfernt. Anfang der Woche beklagten die Gewerkschaften die schlechten hygienischen Bedingungen an Bord: Viele Kabinen seien nicht benutzbar, es gebe Wasserlecks, unbenutzbare Toiletten und defekte Klimaanlagen.
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G7-Gipfel in Apulien: Ermittler sehen „erhebliche hygienisch-sanitäre Missstände“
Die Menschen an Bord mussten in Hotels und auf ein anderes Schiff verlegt werden. Erste Ermittlungen ergaben „erhebliche hygienisch-sanitäre Missstände und schwerwiegende Mängel in den Unterkünften“, hieß es in einer Erklärung der Polizei. Diese betonte, das Schiff sei auf Anordnung der Staatsanwaltschaft der Stadt Brindisi beschlagnahmt worden, um weitere Ermittlungen zu ermöglichen. Weiter gab die Polizei an, dass sie rechtliche Schritte gegen den Schiffseigentümer geplant seien.
Die „Mykonos Magic“ wird von der griechischen Seajets-Reederei betrieben. Das Schiff ist ausgestattet mit 13 Decks und 1.354 Kabinen und kann bis 3.470 Passagiere beherbergen. Es wurde von der italienischen Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere in der Zeit nach der Pandemie an die griechische Seajets verkauft. Italienische Medien berichteten, die Regierung von Giorgia Meloni habe rund sechs Millionen Euro für die Anmietung des Schiffes für die Dauer des G7-Gipfels gezahlt.
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G7: Auch Feuerwehrleute beklagen „respektlose Behandlung“
Der Fall sorgte für helle Empörung. Der oppositionelle Parlamentarier Pasqualino Penza beklagte den „absoluten Mangel an Respekt gegenüber den Frauen und Männern, die für unser aller Sicherheit arbeiten“. Der unwürdige Zustand des Schiffes sei „eine Schande, für die sich die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni verantworten muss“.
Auch die Feuerwehrleute, die während des G7 im Einsatz sind, bemängelten eine „unerträgliche und respektlose Behandlung“. Sie prangerten an, dass das Personal des für den Gipfel eingesetzten Korps in Zelten untergebracht sei, die in „ungesunden und heißen Garagen“ aufgestellt wurden. „Die logistische Situation der Feuerwehr beim G7 ist völlig unzureichend und stellt ein Gesundheitsrisiko dar“, beanstandete ein Feuerwehr-Sprecher.