Bari. Die Augen der Welt sind wegen des G7-Gipfels auf die italienische Provinz Apulien gerichtet. Die Region fürchtet jedoch um ihren Ruf.
Mafia steht für einen streng hierarchischen Geheimbund, der seine Macht durch Erpressung, Gewalt und politische Einflussnahme zu festigen und auszubauen sucht und seine Wurzeln im Sizilien des 19. Jahrhunderts hat. Eigentlich kann nur die Mafia sizilianischer Herkunft, die auch Cosa Nostra genannt wird, diese Bezeichnung für sich beanspruchen. Mafia ist jedoch in der Umgangssprache zu einem allgemeinen Begriff für kriminelle Organisationen geworden.
Auch in der süditalienischen Region Apulien, in der die G7-Staaten von heute bis Freitag tagen, sind mafiöse Organisationen stark verankert. In dieser Region am Absatz des italienischen Stiefels heißt die Mafia „Sacra Corona Unita“ (Heilige Vereinte Krone) und geht auf traditionelle Schmugglerfamilien an der Adria-Küste Apuliens zurück.
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1983 wurde die „Sacra Corona Unita“ von Häftlingen im Gefängnis der apulischen Hauptstadt Bari gegründet. 1991 wurde sie erstmals vom Justizministerium offiziell als eigenständige kriminelle Vereinigung nach Art der Mafia erwähnt. Im Laufe der Jahre wurden weitere Clans gegründet, die auf familiärer Basis agieren. Die italienischen Strafverfolgungsbehörden gehen von rund 95 Clans mit etwa 1800 Mitgliedern aus, die hier aktiv sind.
G7-Gipfel in Italien: Blutige Fehden zwischen Mafia-Clans
Im Gegensatz zur bekannteren Cosa Nostra in Sizilien, der Camorra in Neapel und der‚ ’Ndrangheta in Kalabrien, die international stark vernetzt sind, arbeiten die Clans hauptsächlich innerhalb Italiens und auf dem Balkan. Ihr Einflussbereich erstreckt sich in erster Linie auf Apulien, dank des florierenden Tourismus und der Landwirtschaft eine der reichsten Regionen Süditaliens.
Besonders aggressiv sind die Clans in der apulischen Provinz Foggia, in der es in den vergangenen Jahren blutige Fehden um die Kontrolle des Waffen- und Drogenhandels gab, die zu mehrfachen Morden führten. Ein weiterer illegaler Kanal der Clans ist die Erpressung der Inhaber von Geschäften, Pizzerien, Bars, Clubs, Diskotheken und sogar Vergnügungsparks.
Erpressung ist unweigerlich mit einem anderen Verbrechen verbunden, nämlich dem Wucher. In einigen Fällen verschulden sich die Gewerbetreibenden bei Wucherern bis hin zum Verkauf ihres Unternehmens. Dieses wird zu einer regelrechten Geldwaschmaschine für die Clans.
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Mafia und Politik miteinander verstrickt: 130 Clan-Mitglieder verhaftet
Verstrickungen zwischen Mafia und Politik werfen einen düsteren Schatten auf die Gemeinde von Apuliens Hauptstadt Bari, in der sich das Hauptquartier der für den G7-Gipfel akkreditierten Journalisten befindet. Gleich 130 Personen des mächtigen Parisi-Clans, der ein großes Rad im Drogenhandel, bei Schutzgelderpressungen oder illegalen Sportwetten ist, wurden hier im Februar verhaftet.
Die lokale Bevölkerung, die mit großer Anteilnahme die Vorbereitungen für den G7-Gipfel unter italienischem Vorsitz beobachtet hat, hört nicht gern Berichte über die Verankerung mafiöser Organisationen. Ein Artikel auf der Online-Seite von CNN, in der über die Mafia in der Gegend berichtet wurde, löste eine Welle der Empörung aus. Die Region bangt um ihr internationales Ansehen als Urlaubsregion.
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Die italienischen Behörden haben in Hinblick auf den G7-Gipfel, der in dem Luxusressort Borgo Egnazia nahe der Kleinstadt Fasano stattfindet, höchste Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So hat Italien aus Sicherheitsgründen die Schengen-Kontrollen an seinen Grenzen wieder eingeführt. Wie in solchen Fällen üblich, läuft seit Monaten eine Vorbeugungsaktion, die mit der Identifizierung von Personen begonnen hat, die mafiösen, oder extremistischen Organisationen sowie Anarchistenkreisen nahestehen und potenziell Probleme während des G7-Gipfels verursachen könnten. Besonderes Augenmerk wird auf mögliche schlummernde islamische Zellen gelegt.
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