Berlin.. Bei der Fußball-EM deckten Pannen Schwachstellen auf. Und der nächste Härtetest kommt. Die USA reagieren nun auf Anschlags-Hinweise.
Die USA haben laut CNN die Alarmbereitschaft in ihren Militärstützpunkten in Europa erhöht. Der Grund: Terrorgefahr. Offenbar gibt es konkrete Hinweise auf Anschlagsplanungen. Seit dem Wochenende gilt etwa in der US-Garnison in Stuttgart – am Sitz der europäischen Kommandozentrale der Army – die zweithöchste Sicherheitsstufe: Force Protection Condition „Charlie“.
Die Amerikaner verraten weder Details zur Gefährdung noch welche zusätzlichen Maßnahmen nun ergriffen wurden. Aber die Sicherheitsstufe ist ungewöhnlich hoch; so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Das lässt vermuten, dass die Geheimdienste konkrete Informationen über Aktionen haben und einen Angriff auf Personal oder Einrichtungen für möglich halten.
Islamismus: Terroristen wollen Furcht erzeugen – und Publizität
In Deutschland bewertet die Polizei die Sicherheitslage laufend. Sie arbeiten nicht mit Terrorwarnstufen. Die Einschätzung des Innenministeriums ist, dass die Bedrohung durch den islamistischen Terror „anhaltend hoch“ sei. Durch Festnahmen seien in den vergangenen Monaten Anschläge verhindert worden.
In ganz Europa sind die Sicherheitsbehörden alarmiert. Sie befürchten insbesondere islamistische Anschläge. Zum einen führt der Gaza-Krieg zu einer Radikalisierung in der Szene. Erst im Juni gab es mehrere Anschläge in der russischen Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus. In (un)guter Erinnerung ist der Angriff im März auf eine Konzerthalle in einem Moskauer Vorort. Zum anderen ist die Terrorgefahr in diesem Sommer besonders groß, weil auf die Fußball-Europameisterschaft die Olympischen Spiele in Paris folgen.
Ein Anschlag bei einem Massenevent verspricht viele Opfer und maximales Aufsehen. Das Ziel von Terrorismus ist Publizität und Furcht. Die Anzeichen mehren sich, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) oder von ihr animierte Täter etwas vorhaben. Erste Alarmzeichen sind eine Verhaftung in Paris und ein Aufruf in Kanälen, die dem IS zugerechnet werden. Laut Verfassungsschutz ist die Terrorgefahr so groß, wie schon lange nicht mehr.
Terrorismus: Schwachstellen bei der EM
Bisher verlief die EM glimpflich, aber mitnichten pannenfrei. Mehrfach gelangten Zuschauer auf den Rasen. Beim Achtelfinal-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark fiel ein vermummter Mann mit einem Rucksack unter dem Stadiondach auf. In allen Fällen ging es um Leute, die bloß Fotos machen oder ein Autogramm von ihren Idolen wollten.
Doch deckte jeder Vorfall Schwachstellen auf. Und das, obwohl der Sicherheitsapparat massiv präsent ist. Für die Bundespolizei ist es der größte Einsatz in ihrer Geschichte, wie Innenministerin Nancy Faeser (SPD) auf X jüngst in Erinnerung rief.
Bei der EM ist Halbzeit. Bis zum Finale am 14. Juli sind es knapp zwei Wochen. Olympia ist für Frankreich noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Zur EM wurden 2,5 Millionen Fans erwartet, zu den olympischen Spielen 15 Millionen. Zur EM reisten 24 Mannschaften an, bei Olympia mehr als 10.000 Athleten.
Olympia-Alarm: IS droht mit Attacken
Schon die Eröffnungszeremonie am 26. Juli in Paris ist in puncto Sicherheit ein Alptraum. Die Athleten aus 203 Nationen werden in Booten auf der Seine unterwegs sein – vor den Augen von 300.000 Menschen. Unter ihnen: 30.000 Polizisten, 15.000 Soldaten, 22.000 Sicherheitskräfte. Es ist das erste Mal, dass die Zeremonie nicht in einem Stadion stattfinden soll.
Das britische Boulevardblatt „Sun“ veröffentlichte unlängst ein Propagandabild. Es zeigt die Hände von jemandem, der eine Drohne steuert. Im Hintergrund das vermeintliche Ziel: Der Eiffelturm, das Wahrzeichen der französischen Hauptstadt. Die Überschrift lautet: „Die Olympischen Spiele der einsamen Wölfe haben mit dem Willen Allahs begonnen.“
Die Drohung ist einerseits vage, andererseits ein doppelter Hinweis. Erstens kann es schon vor der Eröffnung zu Attacken kommen, die zweitens bei Einzeltätern nicht mal besonders komplex sein müssen. Es kann mal eine Messerattacke, mal ein Angriff mit einer selbstgebastelten Drohne mit Sprengstoff sein. Der Luftraum wird denn auch scharf kontrolliert.
Olympia in Paris: Schlimme Erinnerungen in Frankreich
In Frankreich wecken solche Botschaften schlimme Erinnerungen. In der Nacht des 13. Novembers 2015 hatten Terroristen die Konzerthalle Bataclan in Paris angegriffen. Wozu sie fähig sind, hatten Extremisten auch im März bei einem Anschlag auf Konzertbesucher in der Crocus City in Moskau bewiesen. In Frankreich spricht man vom „Bataclan russe“.
Nur einen Monat später nahm die Polizei in Frankreich einen Jungen fest, der in sozialen Medien die Herstellung eines Sprengstoffgürtels angekündigt hatte. Bei der Durchsuchung seines Elternhauses fanden die Beamten ein Treuebekenntnis zum IS. Anfang Juni war die Polizei in Bonn einem 23-Jährigen auf die Spur gekommen, der Finanzmittel auf ein Konto des IS überwiesen hatte und sich als private Sicherheitskraft für Veranstaltungen im Rahmen der Fußball-EM beworben hatte. Der Verdächtige wurde am Flughafen Köln/Bonn gefasst und sitzt in Untersuchungshaft, ein deutsch-marokkanisch-polnischer Staatsbürger. Er hatte im September 2023 über eine Kryptowährungsbörse rund 1700 US-Dollar auf ein Konto des IS überwiesen.
Der französische Inlandsgeheimdienst ist überzeugt, schon einen ersten konkreten Anschlag verhindert zu haben. Die Sicherheitsbehörden nahmen im Vorfeld der Olympiade einen 18-jährigen, längst polizeibekannten tschetschenischen Einwanderer fest, der bei einem Fußballspiel während der Olympiade „als Märtyrer sterben“ wollte. Er hatte schon ein Stadion ausgespäht, Fotos und Videos zeugen davon. Auch er stand in Verbindung zum IS, wie die Auswertung seines Laptops zeigte.
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