Berlin. Geschichte wiederholt sich eigentlich nicht. Deutschland sehnt sich nach einem neuen Sommermärchen bei der Fußball-EM. Nötig wäre es.
Nicht mal ein reiner Curling-Fan wird es ausblenden können. Unübersehbar, in ein paar Tagen startet die Fußball-EM. Sie sind wieder da, die Nationalflaggen, der schwarz-rot-goldene Nippes. Es kann wieder ein Fest werden.
Etwas Ablenkung, sommerliche Leichtigkeit käme wie gerufen. Denn unser kollektiver Glückshaushalt ist arg im Minus: Extremismus und Terrorismus, Krise, Kriege und an der Spitze der Regierung kein Sonnenschein – nur ein Aktentaschenträger.
Der Fußball will nicht politisch sein. Aber er kann so wirken: als Stimmungsaufheller für das kollektive Selbstwertgefühl. Deswegen beschwören so viele eine Wiederholung des „Sommermärchens“; darunter nicht wenige, die es nicht erlebt haben können, weil diese Weltmeisterschaft 18 Jahre her ist.
Zusammenhalt und Zugehörigkeit
2006 war ein nationales Coming-out. Heute ist das Zurschaustellen von Nationalgefühl kein Tabu mehr. Was sich wiederholen könnte, ist die Gastfreundlichkeit, dieses „Zu-Gast-bei-Freunden“-Sein, ein geniales Motto, das 2006 zum Programm wurde. Es ist indes in Zeiten der AfD schwerer denn je, Weltoffenheit glaubwürdig vorzuleben.
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Zu den Fanmeilen strömen auch Leute, die gar nicht so fußballverrückt sind. Was sie suchen? Ein Gemeinschaftserlebnis, was sonst? Das Gefühl von Zusammenhalt und Zugehörigkeit ist im Alltag selten.
Glück setzt meist ein Glückserlebnis voraus. Die deutsche Nationalmannschaft muss bei der EM viel schultern, sie soll uns alle mitreißen. Erfolg ist eine Frage des Gewinns wie der Haltung. Es gibt Siege mit Fremdschämfaktor und Niederlagen, die sich mit Stolz ertragen lassen. Es ist der Sport, der zählt. Nun siegt mal schön.
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