Nürnberg. Die Donau kappt wichtige Verbindungen zwischen Nord- und Süddeutschland. Bahnfahrer müssen viel erdulden – doch beweisen Humor.
Ein Mann zückt sein Handy, sein Gesichtsausdruck lässt nichts Gutes erahnen. Angespannt blickt er seinen Nachbarn an, der im überfüllten Bordrestaurant des ICE 93 nach Wien ebenfalls seine DB-App konsultiert. Plötzlich starren alle auf ihr Handy: Eine Hiobsbotschaft für die Passagiere, kurz hinter dem fränkischen Coburg? In Regensburg fallen die Anschlusszüge Richtung München aus. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln scheint an diesem Montagmittag kein Durchkommen in die bayrische Landeshauptstadt.
Hochwasser-Chaos bei der Bahn: So weit kommen, wie es geht
Wie eine natürliche Grenze blockiert die über die Ufer getretene Donau die wichtigen Nord-Süd-Verbindungen der Republik. Am Montag gab die Bahn bekannt, dass der Münchner Bahnhof von Stuttgart, Würzburg und Nürnberg nicht mehr angefahren werden kann. Die parallele Autobahn A9 ist mittlerweile wieder freigegeben. Auch in Baden-Württemberg ist die Lage angespannt, nachdem ein ICE bei Schwäbisch Gmünd entgleist war.
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Dass der Schienenverkehr durch das Hochwasser kollabiert, zeigte sich bereits am Wochenende und Montagmorgen, als die Züge in südlicher Richtung heillos überfüllt waren. Die Devise vieler Fahrgäste: So weit kommen, wie es geht.
Unwetter und Hochwasser in Süddeutschland: „Die Kollegen nehmen das mit Humor“
So auch bei Regina Stahlbauer und ihrer Freundin Antonella Galetto, die es sich im vollgestopften Bordbistro – mal auf dem Boden, mal auf dem Koffer sitzend – halbwegs bequem gemacht haben. Die beiden wollten nach Regensburg, um von dort aus den Regionalzug nach München zu nehmen.
Eigentlich hatten sie das schlechte Wetter hinter sich gelassen, um in Berlin einen Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch ihre Rückkehr ist von der Flutkatastrophe geprägt.
„Die Kollegen nehmen das mit Humor“, sagt Stahlbauer und zeigt auf den Angestellten des Bordbistros, der über die Körper der sitzenden Fahrgäste Bier und Gratiskekse verteilt. Es sei ja nicht die Schuld der Deutschen Bahn. Man hört wenig genervte Stimmen an diesem Montag. Vielmehr scheinen sich die Fahrgäste bewusst, dass sie mit der Bahn im gleichen Boot – beziehungsweise Zug – sitzen.
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Gestrandet in Nürnberg
Schließlich erreicht der ICE auf die Minute genau den Bahnhof von Nürnberg. Rund 120 Fahrgäste würden nachrücken, gibt der Schaffner bekannt. Für Stahlbauer und Galetto heißt es erstmal Endstation. Wie viele andere Fahrgäste strandeten die Freundinnen am Nürnberger Hauptbahnhof.
Flüge aus Berlin hätten sie sich nicht leisten wollen, erzählen sie. Auch Fernbusunternehmen seien ausgebucht gewesen. Im Zweifel wollen sich die beiden für einen Mietwagen entscheiden. Doch auch diese sind in Nürnberg aktuell rar gesät.