Gelsenkirchen. Erneut erwartet Gelsenkirchen zahlreiche Fans der englischen Nationalmannschaft und erstmals auch der slowakischen. Doch jetzt wird alles anders.

Tausende englische Fans auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen - dazu geöffnete Stände rund um den Fan-Meeting-Point? Es wäre der komplette Gegensatz zum Auftaktspiel der „Three Lions“ gegen Serbien, bei dem es am Rande auch zu einer Konfrontation zwischen englischen und serbischen Fans gekommen war. Ausgeschlossen ist die Bespielung des zentralen Platzes in der Innenstadt aber nicht, eine Entscheidung dazu sollte am Freitag getroffen werden, wie die Stadt am Rande einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag durchblicken ließ. Am frühen Abend dann die Überraschung und damit die komplette Kehrtwende in Gelsenkirchens bisheriger Fan- und Sicherheitspolitik.

„Gelsenkirchen freut sich nun wieder auf zahlreiche englische Gäste, die in der Innenstadt am Fan Meeting Point auf dem Heinrich-König-Platz feiern. Anders als beim ersten Besuch der englischen Fußballfans wird es diesmal kein zusätzliches Public-Viewing-Angebot auf der Trabrennbahn geben. Die Anlage bleibt an diesem Tag geschlossen“, erklärt die Stadt in einer Pressemitteilung. Damit entspreche die Stadt Gelsenkirchen dem ausdrücklichen Wunsch des englischen Fußballverbandes und der englischen Fanverbände.

Diskussion über die Öffnung des Fan-Meeting-Points in der City zum Achtelfinalspiel der Engländer

Ausgelöst hat dieses Umdenken im Hans-Sachs-Haus die Kritik des englischen Fanverbandes über das Reise-Chaos mit Bus und Bahn, wonach den englischen Fans zum Achtelfinale ihres Teams gegen die Slowakei am Sonntag (30. Juni, 18 Uhr) ein zentraler gelegener Ort attraktiver und logistisch bequemer erscheinen könnte als die eigens dafür aufgerüstete Trabrennbahn im Stadtsüden.

Dabei hatten Stadt und Polizei bis zuletzt noch darauf verweisen, dass aus Sicherheitsgründen eine Fanzone für die Engländer in der Innenstadt nicht verantwortbar sei, weil der Heinrich-König-Platz nicht ausreichend Platz böte. Sogar Parallelen zur Loveparade-Katastrophe von Duisburg wurden von der Polizei aufgezeigt.

Warum diese Bedenken jetzt offensichtlich nicht mehr so schwer wiegen und der zentrale Platz in der Altstadt doch zur englischen Partyzone wird, wird in der Mitteilung der Stadt nicht erklärt. Wohl aber, dass sich die Fans von der Insel auf normales Bier freuen dürfen. „Nach den schönen Bildern der feiernden Fans aus Georgien und Italien erwartet Gelsenkirchen ein weiteres Fußballfest in der Innenstadt. Wie schon beim ersten Besuch der englischen Gäste wird es dort Bier mit vollem Alkoholgehalt geben. Das gleiche gilt auch für den Ausschank in der Fan Zone im Nordsternpark.“

Was die Behörden letztlich zur Komplett-Kehrtwende veranlasst hat, welche Rolle die Debatten um das Image und die vermeintlich langweilige Stadt gespielt haben, in der nichts los sei, bleibt am Donnerstagabend unklar. Wäre die Fanzone auf dem Heinrich-König-Platz jedenfalls wieder nicht geöffnet worden, wie beim ersten Spiel der Engländer in Gelsenkirchen, hätte der Stadt möglicherweise wieder ein wenig schmeichelhaftes Urteil der Gäste gedroht. Denn das Los hat Gelsenkirchen und den Engländern zwei Spiele in der Stadt jeweils an einem Sonntag beschert, wenn alle Geschäfte geschlossen sind und die City in der Tat wenig belebt ist.

Fazit zum Spiel Portugal gegen Georgien in Gelsenkirchen

Während jetzt also alles für ein Fanfest der Engländer auf dem Heinrich-König-Platz und ein Fest für die Slowaken in Buer vorbereitet wird, blicken die Behörden auch nochmal zurück auf den Spieltag am Mittwoch in Gelsenkirchen. Mehrere Anzeigen sind nach Angaben des Leitenden Polizeidirektors Peter Both wegen des Anzünden „verbotener Rauchtöpfe“ geschrieben worden. Gegen 18 Uhr kam der Straßenbahnverkehr in Richtung Arena in Höhe des Schalker Sportparks kurzzeitig zum Erliegen. „Fans hatten die Notbremse gezogen“, nannte Verkehrskoordinator Jörg Konietzka den Grund für den außerplanmäßigen Stopp. Bevor die Ersatzbusse die Staustelle aber erreicht haben, hätten sich die fünf Straßenbahnen aber auch schon wieder in Richtung Stadion auf den Weg gemacht.

Wenn das größte Problem die 45 Minuten Wartezeit bis zum Parkplatz sind, dann ist das ein Problem, dass die Polizei gerne haben will.“
Peter Both, Leitender Polizeidirektor, zur Beschreibung der Lage beim Spiel zwischen Georgien und Portugal

Klar, Hupkonzerte und auch Autokorsos (nach dem Sieg der Türkei über Tschechien) gab es auch. Die gibt es aber auch nach Siegen der deutschen Nationalmannschaft. Insofern, und trotz geltendes Verbotes: alles im Normbereich aus Sicht der Polizei. Oder um es mit Boths Worten zu sagen: „Wenn das größte Problem die 45 Minuten Wartezeit bis zum Parkplatz sind, dann ist das ein Problem, dass die Polizei gerne haben will.“

Der Polizeidirektor hat den Fanmarsch der 10.000 Portugiesen von Buer bis zum Stadion persönlich zu Fuß begleitet. Sein Fazit nach Fan-Festen, Public-Viewing und Fanmarsch: „Absolute Werbung für die EM“. Über 5000 Fans kamen zum Nordsternplatz (hier wurde das Spiel Tschechien - Türkei gezeigt) und etwa 1300 ins Amphitheater. Für die Achtelfinalbegegnung rechnet die Stadt mit etwas mehr als 10.000 englischen Fans, die sich während des laufenden Spiels außerhalb des Stadions aufhalten. Beim ersten Anlauf waren die Behörden noch von bis zu 40.000 Briten ausgegangen.

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