Berlin. Kein Bluff: Satellitenbilder legen den Verdacht nahe, dass Putin Atomwaffen in Weissrussland stationiert. Woran Experten das erkennen.
Immer wieder und unverhohlen drohte Kremlchef Wladimir Putin seit Ausbruch des Ukraine-Krieges dem Westen mit seinen Atomstreitkräften. Gerade erst kündigte er entsprechende Militärübungen an – nahe der Ukraine.
Bei der Angstmache bleibt es offenbar nicht. Tatsächlich mehren sich die Hinweise, dass Putin den Worten Taten folgen lässt. Im Frühsommer 2023 hatte er angekündigt, Atomwaffen nach Weißrussland zu verlegen. Genau das läuft laut „New York Times“ über die Bühne. Putin blufft nicht.
Erst die Raketen, dann die Sprengköpfe
Russlands Militär geht planvoll vor. 2022 wurden erst einmal Raketen des Typs Iskander geliefert. Jetzt folgen offenbar die atomaren Sprengkörper für die taktischen Atomwaffen. Darunter versteht Russland strategische Waffen mit einer Reichweite von bis zu 300 Kilometern.
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Der Standort für die Waffen liege knapp 200 Kilometer von der Ukraine entfernt: am Rande der Stadt Asipovichy. Das folgert die renommierte US-Zeitung aus Fotos und Satellitenbildern, die sie Experten vorlegte.
Verräterische Hinweise
Beweise gibt es nicht, auf Anfragen reagierten weder Russland noch Weißrussland. Einige kürzlich errichtete Bauwerke und andere Aktivitäten erinnern die Experten an Atomstandorte in Russland. Und das sind die Indizien:
- Die Raketen sind im selben Ort stationiert wie die Depots für Atomsprengköpfe. Das macht logistisch Sinn, es verkürzt die Transportzeit zum Militärstützpunkt.
- Die Lagerstätten wurden modernisiert. Ein neuer Hochsicherheitsbereich wurde errichtet, der gesamte Stützpunkt wird von drei Zäunen geschützt.
- Eine Ladefläche wurde überdacht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist sie mit einem unterirdischen Bunker verbunden, der aus der Sowjetzeit stammt.
- Drei neue Gebäude dienen vermutlich der Unterbringung einer russischen Militäreinheit.
- Ein neues Flugabwehrsystem zum Schutz der Anlage wurde aufgestellt.
Kennern der russischen Atompolitik kommen die Vorkehrungen bekannt vor. Das Design der Asipovichy-Kaserne mit dreifacher Umzäunung, einem Haupteingang und einem Notausgang erinnert William Moon an frühere russische Lagerstätten für Atomsprengköpfe, die der Experte persönlich gesehen hat. Auch der Standort ist plausibel. Denn Asipovichy. war schon zu Sowjetzeiten ein Lagerort für Atomwaffen.
Kein militärischer Vorteil, aber einschüchternd
„Die Details sind noch ungewiss, aber der Bau ist eindeutig in eine neue Phase eingetreten“, analysiert auch der Wissenschaftler Hans Kristensen von der Federation of American Scientists auf seiner Homepage. Er bezweifelt, dass Russland sich damit einen bedeutenden neuen militärischen Vorteil in der Region verschaffen werde. Sie zielten offenbar eher darauf ab, „die östlichsten Mitgliedsstaaten der Nato zu verunsichern.“
Putin selbst hatte vor einem Jahr angekündigt, Russland werden bald den Bau eines „Speziallagers für taktische Atomwaffen“ in Weißrussland abschließen. Gesagt, getan.
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