Berlin. Das Video zeigt nicht nur ihn, sondern auch sein wichtiges Arbeitsgerät. Auf Bedenken von Datenschützern hat Scholz auch eine Antwort.
Der Bundeskanzler präsentiert sich seit Montag unter „@TeamBundeskanzler“ auf der für Tanzvideos bekannten Social-Media-Plattform Tiktok. Olaf Scholz und sein Team gehen damit ein doppeltes Risiko ein: Einerseits kann man sich auf der bei Jugendlichen extrem beliebten Plattform schnell blamieren. Stichwort „cringe“. Andererseits ist die zu einem chinesischen Konzern gehörende App der Albtraum aller Datenschützer.
In manchen Ländern ist es Regierungs- oder Parlamentsvertretern daher verboten, Tiktok auf Dienstgeräten zu installieren. „Für den Betrieb des Tiktok-Kanals TeamBundeskanzler werden besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen“, heißt es dazu aus Kreisen der Bundesregierung. „So werden dafür separate Endgeräte genutzt, um zu gewährleisten, dass die TikTok-App keinerlei Zugriff auf behördeninterne Daten erhält.“
Insta & Tiktok: So will sich Scholz ein neues Image zulegen
Die Geräte sind demnach ausschließlich für die Nutzung der App und das Veröffentlichen von Inhalten auf dem Kanal vorgesehen. Die TikTok-App darf nicht installiert werden auf den Dienstgeräten der Mitarbeiter im Bundespresseamt, das alle Social-Media-Kanäle des Kanzlers betreut. In vielen Ländern wachse die Sorge vor ausländischer Einflussnahme und Manipulationen, wird in der Bundesregierung die Entscheidung für den Tiktok-Kanal begründet. Nutzer müssten verlässliche Informationen erhalten können.
Scholz verspricht zum Tiktok-Start: „Ich tanze nicht“
„Deshalb hat das Bundespresseamt nach gründlicher Abwägung aller Kritik, die es berechtigterweise an Tiktok gibt, entschieden, sein Informationsangebot um einen eigenen TikTok-Kanal zu erweitern, um auch auf dieser Plattform mit seinen Informationen präsent zu sein.“ Bisher ist Scholz etwa auf Instagram und X (ehemals Twitter) zu finden. Dort kündigte Scholz am Montag an: „Ich tanze nicht. Versprochen. #Tiktok.“
Das erste Video des Kanzlers zeigt eine ins Kanzlerbüro laufende Person und die Auslegware am Arbeitsort von Scholz. In den Blick gerät seine heiß geliebte Aktentasche auf einem hellen Sofa, das Panorama des Regierungsviertels im Hintergrund. Dann schwenkt die Kamera auf Scholz, der an seinem Schreibtisch sitzt. Video vorbei. Der Kommentar dazu: „Wir sind genauso überrascht wie ihr! (Und ja, der Bundeskanzler ist jetzt wirklich auf Tiktok).“
Scholz auf Tiktok – in einer Reihe mit Biden und Macron
„Cringe“ oder „cool“? Das müssen die Nutzer entscheiden. „Neben Einblicken in die Arbeit des Bundeskanzlers und Informationen zur Regierungspolitik wird es Raum für Kommentare, Fragen und Anregungen geben“, kündigt Regierungssprecher Steffen Hebestreit an. Das Tiktok-Angebot richte sich insbesondere an jüngere Nutzerinnen und Nutzer. „Zuletzt haben unter anderem US-Präsident Joe Biden, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola eigene Tiktok-Kanäle gestartet“, betont Hebestreit.
Zuletzt gab sich Scholz in Interviews und auf seinem Instagram-Kanal deutlich lockerer, als sein Ruf ist. Nun also Tiktok: „Mehr als 21 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland nutzen nach Angaben von Tiktok jeden Monat die Plattform“, heißt es aus der Bundesregierung. Insbesondere jüngere Bürgerinnen und Bürger, die über traditionelle Medien kaum mehr erreicht werden könnten, seien auf Tiktok aktiv. Genau sie will der Kanzler nun direkt ansprechen.
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