Berlin. Bosnien-Herzegowina könnte das nächste Land sein, das der Europäischen Union beitritt. Ratspräsident Michel kündigte Gespräche an.
Die EU hat den Start von Beitrittsverhandlungen mit dem Balkanland Bosnien-Herzegowina beschlossen. Das teilte EU-Ratspräsident Charles Michel am Donnerstagabend nach Gesprächen der Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel in Brüssel mit.
Vor dem Westbalkanstaat könnte dennoch ein langer Weg liegen, wie Beitrittsverhandlungen in der Vergangenheit bewiesen. Nachbarland Kroatien etwa war in der Rolle des Beitrittskandidaten neun Jahre lang eingefroren. Der bosnische Weg zum Beitritt muss aber nicht so lang sein, wie die seit dem Jahr 2000 zurückgelegte Strecke. Seit damals gilt Bosnien-Herzegowina als potenzieller Beitrittskandidat. Offiziell um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union beworben hatte man sich allerdings erst 2016. Bosnien-Herzegowina wäre das erste mehrheitlich muslimische EU-Mitgliedsland.
Lesen Sie auch:EU-Beitritt: Kommission empfiehlt Verhandlungen mit Ukraine
Bosnien bald in der EU? Korruption, Konflikt mit Serbien, Kontakte nach Russland und China
Geschrumpft sind zumindest die Hürden auf dem Weg zum EU-Beitritt. So hatten Mitglieder des EU-Parlaments noch 2019 14 „Schlüsselpriotitäten“ identifiziert, in denen rechtlicher Nachholbedarf in Sarajevo bestand. Umgesetzt wurden seitdem allerdings nur drei Reformen gegen Korruption und politische Interessenverfolgung einzelner Politiker. Offenbar reichte das vorerst aus, um die Tür zu Verhandlungen zu öffnen.
Grund für das Nachgeben der EU könnten geopolitische Interessen sein. Denn sowohl nach Russland als auch nach China hatte Sarajevo zuletzt immer mehr Kontakt gesucht. Auch innenpolitisch birgt die junge Balkanrepublik viel Sprengstoff. So stehen Teile des Landes unter der Kontrolle serbisch-nationalistischer Kreise. Die autonome Regierung der Republika Srpska kontrolliert fast die Hälfte der Landesfläche und kokettiert immer wieder mit einem Anschluss an Serbien.
Auch interessant:Habeck will Deutschland auf einen „Landkrieg“ vorbereiten