Berlin. Am Mittwoch will das Kabinett die Rentenanpassung zum 1. Juli beschließen. Erstmals steigen die Renten in Ost und West gleichstark.
Die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner können sich freuen: Die Altersbezüge in Ost und West steigen stärker als erwartet. Denn im vergangenen Jahr war die Rentenerhöhung noch hinter der Inflation zurückgeblieben. Diese Entwicklung kehrt sich bei deutlich sinkender Inflation in diesem Juli wieder um. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie hoch wird die Rentenanpassung im kommenden Juli sein?
Das Bundesarbeitsministerium gab bekannt, dass die Rentner in Deutschland eine Steigerung ihrer Altersbezüge um 4,57 Prozent erwarten können. An diesem Mittwoch will das Bundeskabinett die Anpassung beschließen. Erstmals gilt diese gleichermaßen in den alten und neuen Bundesländern, weil die Rentenwerte in beiden Landesteilen nun angeglichen sind. „Die Rentenanpassung liegt deutlich über der Inflationsrate“, betont Sozialminister Hubertus Heil (SPD). Das heißt, die Kaufkraft der Rentner steigt wieder.
Was bedeutet die Steigerung für die einzelne Rentnerin oder den Rentner?
Eine Bruttorente von 800 Euro erhöht sich um 36,56 Euro. Bei 1.000 Euro Rente kommen 47,57 Euro hinzu, bei 1.200 Euro 54,84 Euro und bei 1.500 Euro schon 68.55 Euro. Allerdings kommt netto weniger dabei heraus, weil ja auch auf diesen Betrag die Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge fällig werden. Die tatsächliche Nettoanpassung hängt am Ende auch davon ab, ob ein Rentner durch die Erhöhung plötzlich steuerpflichtig wird. Das dürfte jedoch eine Ausnahme sein.
Warum fällt die Anpassung so hoch aus?
Bisher sind die Experten der Deutschen Rentenversicherung von einer deutlich geringeren Rentensteigerung von nur 3,5 Prozent ausgegangen. Das ergab die erste Schätzung der Lohnentwicklung im vergangenen Herbst. Zu diesem Zeitpunkt lagen die vom Statistischen Bundesamt ermittelten tatsächlichen Zahlen zur Lohnentwicklung in Deutschland noch nicht vor.
Die Berechnung wird stets erst im März eines Jahres veröffentlicht. Und diesem ergab die Auswertung des Amtes eine deutlich bessere Lohnentwicklung als erwartet. Daher fällt auch die Rentenanpassung höher als als prognostiziert. „Der starke Arbeitsmarkt und hohe Lohnabschlüsse machen das möglich“, sagt Sozialminister Heil.
Wie berechnet sich die Rentenerhöhung?
Basis für die Berechnung der Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung und die Entwicklung der betragspflichtigen Entgelte. Daraus würde sich eine Erhöhung der Altersbezüge um 4,72 Prozent ergeben. Doch die Renten sollen nicht so stark steigen wie die Löhne. Dafür wurde der so genannte Nachhaltigkeitsfaktor eingeführt. Er dient der Generationengerechtigkeit des Rentensystems und stellt vereinfacht gesagt das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Rentnern und Beitragszahlern dar.
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In diesem Jahr wirkt sich der Faktor dämpfend auf die Rentenerhöhung aus. Statt um 4,72 Prozent steigen die Altersbezüge daher nur um 4,57 Prozent. Und es wird noch komplizierter. Bis 2025 darf das Rentenniveau nicht unter die Marke von 48 Prozent sinken. Das geschieht jedoch, wenn nur der Nachhaltigkeitsfaktor gelten würde. Die Haltelinie würde leicht unterschritten. In diesem Fall greift die so genannte Niveauschutzklausel und hievt das Rentenniveau auf 48 Prozent. Das macht aber gerade einmal einen Cent des neuen Wertes eines Entgeltpunktes von 39,32 Euro aus.
Müssen wegen der Erhöhung die Rentenbeiträge der Arbeitnehmer steigen?
Das ist nicht der Fall. Die günstige Entwicklung am Arbeitsmarkt und das damit verbunden hohe Beitragsaufkommen sorgen noch für stabile Verhältnisse in der Rentenkasse. Auch die Reserven der Rentenversicherung sind noch sehr hoch. Allerdings gehen Fachleute davon aus, dass die Rücklagen in wenigen Jahren aufgebraucht sind. Erst dann drohen die Arbeitnehmern und Arbeitgebern höhere Beiträge zur Rentenversicherung.
Mit 18,6 Prozent vom Bruttolohn ist der Beitragssatz schon mehrere Jahre lang stabil. In den 1990er Jahren lag er schon einmal bei mehr als 20 Prozent. Diese Rekordmarke wird der Beitragssatz wohl erst am Ende dieses Jahrzehnts wieder erreichen. und dann vermutlich auch noch weiter steigen, weil immer mehr Rentner von immer weniger Arbeitnehmern finanziert werden müssen.
Was tut die Bundesregierung zur langfristigen Stabilisierung der Rentenfinanzen?
Gerade erst haben Sozialminister Heil und Finanzminister Christian Lindner (FDP) Reformpläne zur langfristigen Gestaltung der Alterssicherung vorgestellt. Auf der einen Seite will die Bundesregierung ein Mindestrentenniveau von 48 Prozent über das Jahr 2025 hinaus dauerhaft festschreiben. Auf der anderen Seite will sie in den kommenden gut zehn Jahren einen Kapitalstock von insgesamt 200 Milliarden Euro aufbauen, der an den Kapitalmärkten, etwa in Aktien, angelegt wird.
Die Erträge daraus sollen ab Mitte der 2030er Jahre den Anstieg der Beitragssätze dämpfen, damit die junge Generation von der demographischen Entwicklung nicht überfordert wird. Beide Maßnahmen müssen noch vom Bundestag beschlossen werde.
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