Washington. In der ersten Präsidentschaft des Republikaners wurde laut Pentagon mit Beruhigungs- und Aufputschmitteln nur so um sich geworfen.
Als im vergangenen Sommer im Weißen Haus ein weißes Pulver entdeckt wurde, waren Joe Biden feindlich gesonnene US-Medien und einige Republikaner schnell mit einer gehässigen Spekulation bei der Hand: Wahrscheinlich, so mokierten sie sich, habe der für seine Drogenvergangenheit bekannte Präsidentensohn Hunter Biden ein Tütchen Kokain verloren. Das war bösartig und grundfalsch. Denn bei der akribisch untersuchten Substanz handelte es sich laut Secret Service nicht um eine Partydroge.
Inzwischen geht es in der Regierungszentrale um ganze andere Kaliber. Eine bereits im Jahr 2018 eingeleitete Untersuchung des Verteidigungsministeriums, das 120 Vernehmungen durchführte und 200 Dokumente einsah, hat ein für den früheren Hausherrn Donald Trump desaströses Fazit ergeben.
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Demnach hat die medizinische Abteilung des Weißen Hauses, immerhin 60 Leute stark, in den ersten Trump-Jahren mit verschreibungspflichtigen Medikamenten wie Beruhigungs- oder Aufputschmitteln bis hin zu „Speed“ (Amphetamin) nur so um sich geworfen. Dutzende Mitarbeiter seien unter Umgehung einschlägiger Vorschriften jederzeit lax mit den gewünschten Pillen versorgt worden, um den aufreibenden Alltag zu bestehen.
US-Marine hatte Trumps Leibarzt bereits 2022 degradiert
Dahinter steckten systematische Probleme, die eng mit Trumps damaligem Leibarzt Ronny Jackson, heute republikanischer Kongress-Abgeordneter aus Texas, verbunden waren. Der schrille Mediziner genoss damals den Spitznamen „Candyman”, weil er Sedative und Stimulanzien wie Xanax, Ambien oder Provigil wie Bonbons verteilt haben soll, ohne dabei ärztlichen Fürsorgepflichten nachgekommen zu sein.
Jackson spricht von Verleumdung, weist bis heute alle Vorwürfe von sich. Dabei hatte die US-Marine den ehemaligen Flottillenadmiral bereits 2022 wegen seines Wirkens im Weißen Haus degradiert. Dort stellten offizielle Untersuchungsberichte fest, dass wöchentlich im Schnitt bis zu 30 Mitarbeiter mit pharmazeutischen Helfern versorgt wurden.
Die Mini-Klinik im Weißen Haus hielt auch hochwirksame Schmerz- und Narkosemittel-Opioide wie Fentanyl, Hydrocodon, Morphin und Oxycodon bereit. Die Protokolle, mit denen diese potenziell tödlichen Stoffe gelagert und verabreicht wurden, waren nach Angaben der Prüfer unzureichend. Für Verwunderung sorgte bei den Pentagon-Kontrolleuren, dass White-House-Mitarbeiter, obwohl nicht dazu berechtigt, dort auch kleine chirurgische Eingriffe erhielten.
Weißes Haus: Abschlussbericht lag schon seit vier Jahren vor
Aus US-Medienberichten geht hervor, dass der erst vor Kurzem bekannt gewordene Abschlussbericht bereits 2020 vorlag, als Trump noch im Amt war. Warum die Prüfung bis zur Veröffentlichung vier Jahre dauerte, ist unbekannt. Weder das Weiße Haus noch das Pentagon noch die Trump-Wahlkampagne haben sich dazu bisher äußern wollen. Der Eindruck, dass in den Trump-Jahren haarsträubender Medikamentenmissbrauch im Weißen Haus an der Tagesordnung war, wurde in der vergangenen Woche durch eine aufsehenerregende Recherche des Magazins „Rolling Stone” erhärtet.
Dem Magazin zufolge wurden Mitarbeiter nach langen Nächten „routinemäßig“ mit Amphetaminen versorgt, wie sie Piloten der US Air Force (Modafinil) seit Jahren bekommen, um bei längeren Einsätzen wach zu bleiben. Nicht selten seien die Pillen, die tausendfach bestellt worden seien, mit Alkohol gemischt worden. Eine Praxis, die laut Medizinern schwere Nebenwirkungen zeitigen kann. „Es war wie im Wilden Westen“, zitierte die Zeitschrift ein ehemaliges Regierungsmitglied, „was immer jemand benötigte, wir haben den Wunsch erfüllt.“
Mediziner fürchteten ihren Rauswurf, wenn sie nicht mitmachen
Auf der Gegenseite florierte zur Beruhigung das aus der Gruppe der Benzodiazepine stammende Xanax. Die zur regelmäßigen Herausgabe ohne Vorprüfung und Diagnose gedrängten Mitarbeiter der medizinischen Einheit waren sich laut Recherchen der Fragwürdigkeit der Vergabepraxis bewusst. Gegenüber den Pentagon-Ermittlern sagte einer von ihnen aus, er habe seinen Rauswurf befürchtet, falls er die Abgabe der Tabletten verweigert hätte.
Das interne Verhalten im Weißen Haus, wo in den 1960er-Jahren der an Rückenschmerzen leidende Präsident John F. Kennedy einen Cocktail von Pillen einnahm, wirkt nach Worten von demokratischen Abgeordneten rückblickend umso abstoßender, wenn man sich die massive Sterblichkeitsrate in den USA durch Überdosierungen von Schmerzmitteln vergegenwärtige.
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