Berlin. Bei der Väterzeit geht FUNKE in die Initiative und bietet frischgebackenen Eltern zehn Tage fürs Baby. Das kann nur ein Anfang sein.
Bevor unser erstes Kind zu Welt kam, recherchierten mein Mann und ich die besten Ratgeber für junge Eltern und lasen alle. Nach der Geburt habe ich kein einziges Buch mehr zur Hand genommen, denn schnell wurde klar: Lektüre hilft wenig, wir müssen machen. Handlung statt Buchhandlung.
Elternsein ist ein 100-prozentiger Learning-by-doing -Job, das wichtigste Home Office der Welt. Bist du zu Hause bei deinem Baby, wird es dir alles zeigen, was du über dieses zauberhafte Wesen wissen musst. Bist du nicht da, kann es dir nichts beibringen und du wirst nicht besser. Es ist wie Radfahren lernen: Du musst selbst aufsteigen, selbst treten, selbst hinfallen, selbst wieder aufstehen. Und irgendwann läuft es.
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Deshalb brauchen wir endlich bundesweit die sogenannte Väterzeit, die bezahlte Auszeit von der Arbeit zur Geburt eines Kindes. Europa fordert sie schon lange im Rahmen der EU-Richtlinie zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, doch unsere Regierung kümmert das nicht. Keine politische Care-Arbeit zum Thema Care-Arbeit.
Väterzeit: FUNKE will nicht mehr auf die Politik warten
FUNKE, der Verlag, zu dem auch diese Zeitung gehört, will nicht mehr auf die Politik warten und wird deshalb ab dem 1. April allen Partnern und Partnerinnen von Müttern eine zehntägige Auszeit ermöglichen. Der Sonderurlaub kann vom zweiten Elternteil innerhalb der ersten sechs Wochen nach Geburt des Kindes genommen werden. Spielt der Vater – oder der Partner beziehungsweise die Partnerin, denn der Sonderurlaub gilt geschlechtsneutral und auch bei Adoptionen – von Anfang an eine Rolle in der Pflege des Nachwuchses, steigert das die emotionale Bindung und man agiert selbstbewusst in der neuen Rolle.
Das ist wichtig, weil in dieser Phase die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Wenn der eine Elternteil innerhalb kurzer Zeit zum Profi wird und der andere im Anfänger-Stadium verharrt, wird die Schere des Könnens und damit der Verantwortlichkeit immer weiter auseinanderklaffen. Der eine ist meisten DIE Eine. Dabei kennt Care-Arbeit kein Geschlecht. Jeder kann sich kümmern. Jeder kann es lernen.
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Die Auflösung des Rollen-Stereotyps „Mama = Kids, Papa = Kohle“ hat auch Auswirkungen auf den Wunsch vieler Firmen, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Ist der Partner ein souveräner Daddy, muss die Mutter nicht unbedingt wenige Stunden arbeiten. Ihre Karriere-Lücke verkürzt sich, ihre Chancen auf Beförderung und mehr Verdienst steigen.
Es braucht Männer, die ihre Väterzeit auch einfordern
Letztendlich trägt die Väterzeit zur Antidiskriminierung bei. Wir stellten uns vor, in Deutschland sei es endlich normal, dass sich beide Elternteile gleichmäßig um die Zukunft unseres Landes kümmerten. In Vorstellungsgesprächen dächte kein Entscheider mehr: „Talentiert, aber ich stelle sie lieber nicht ein, die wird irgendwann schwanger und ist weg.“ Oder andersrum: Vor Gericht wird im Streit um die Kinder häufig zu Gunsten der Mütter entschieden, weil die sich angeblich besser kümmern. Beide Beispiele sind toxische Vorurteile, die raus müssen aus unseren Köpfen.
Je mehr aktive Väter, desto mehr männliche Rollenvorbilder – was die Beteiligung von Vätern an der Kinderbetreuung normalisiert. Frauenförderung funktioniert über Männer, die es anders machen. Deshalb wünsche ich mir zum Weltfrauentag Männer, die es anders machen. Die den Mut haben, die Betreuung ihrer eigenen Kinder durchzusetzen. Die die Väterzeit fordern, Elternzeit nehmen oder Mitarbeiter darin unterstützen, in Teilzeit zu arbeiten, damit die Betreuung gleichmäßiger verteilt werden kann. Traut euch! Haltet die Sprüche aus! Werdet Papa Courage!
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