Brüssel/Paris. Der Vorstoß des französischen Präsidenten ist militärisch gefährlich. Der politische Schaden ist groß - und nur einer profitiert davon.
Frankreichs Präsident hat im Ukraine-Krieg bislang viel geredet, aber deutlich zu wenig getan zur Unterstützung der Ukraine. Ausgerechnet Macron bricht nun das größte Tabu, das es für den Westen gibt: Der von ihm ins Gespräch gebrachte Einsatz von Nato-Soldaten in der Ukraine gilt zu recht als rote Linie. Macrons Vorstoß ist unverantwortlich. Wer Bodentruppen in die Ukraine schickt, spielt mit dem Feuer, mit dem Risiko des nächsten Weltkriegs.
Sollte der Präsident im Sinn gehabt haben, Russland mit vagen Drohungen an den Verhandlungstisch zu zwingen, dann war das töricht: Das Gerede passt erstens perfekt in Putins Propaganda, die die Ukraine als Marionette diffamiert in einem Krieg, den die Nato angeblich gegen Russland führt. Zweitens kann sich der Kremlherrscher freuen, dass Macron die Einheit des Westens schwer beschädigt: Nun ist öffentlich, wie sehr Frankreich und Deutschland in der Ukraine-Strategie – und nicht nur hier - über Kreuz liegen. Macron unternahm den Vorstoß ohne Abstimmung mit dem Kanzler; Scholz konnte nicht anders, als später öffentlich seine Ablehnung zu bekräftigen.
Um seinen Führungsanspruch in Europa zu markieren, hat Macron den Kanzler zudem in Paris kaum verhüllt als Hasenfuß vorgeführt, der stets zu spät liefert – Revanche für Kritik aus Berlin. Dabei ist es Frankreich, das lange zu wenig getan hat und sogar Europas weltweite Munitionseinkäufe für die Ukraine bremste, damit die eigene Rüstungsindustrie nicht zu kurz kommt. Diesen Fehler hat der Präsident jetzt korrigiert. Wollte er davon ablenken? In Kauf genommen hat Macron eine Eskalation der lange schwelenden deutsch-französischen Krise, deren Ende nicht absehbar ist.
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