Düsseldorf. Tunnel sind heute viel sicherer als früher. Aber ihre Technik ist kompliziert und hält nicht lange. Nun deuten sich ernste Probleme an.
Die komplizierte Sicherheitstechnik in vielen Tunneln ist in die Jahre gekommen und muss erneuert werden. NRW hat sich im vergangenen Jahr eine vorbeugende Sanierung vorgenommen, um Ausfällen vorzubeugen. Doch dieses „vorausschauende Tunnel-Management“ hat jetzt einen Rückschlag erlitten.
Tunnel-Technik: Von drei Fachfirmen sind nur noch zwei übrig
„Das Problem ist: Es gibt inzwischen nur noch zwei Unternehmen, die diese Leistungen anbieten“, sagte Petra Beckefeld, technische Direktorin des Landesbetriebs Straßen.NRW, am Montag bei der Vorstellung des neuen Programms zum Erhalt von Landesstraßen. Bereits im November hatte sie darauf hingewiesen, dass NRW beim Austausch von Tunnel-Technik „stark marktabhängig“ sei. Damals gab es noch drei Fachfirmen, heute nur noch zwei. Der Landesbetrieb habe begonnen, intern Personal in die Tunneltechnik-Abteilung zu verlagern. Laut Straßen.NRW werde die Sanierung aber „noch ein paar Jahre dauern“.
Minister: „Ein Tunnel ist eine Riesen-Technikveranstaltung“
NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) bestätigte am Montag, dass die Technik in einigen Tunneln in NRW veraltet und die Erneuerung keine Kleinigkeit sei. „Ein Tunnel ist mehr als nur eine Straße, die unterirdisch verläuft. Ein Tunnel ist eine Riesen-Technikveranstaltung mit Notfalltechnik, Serverräumen, Regulierung der Beleuchtung und der Luftzufuhr“, sagte Krischer. Wenn viel Technik eingesetzt werde, könne auch viel Technik ausfallen.
NRW möchte eigentlich mit dem „vorausschauenden Tunnel-Management“ vor die Lage kommen. Es soll nicht abgewartet werden, bis in einem Tunnel die Technik ausfällt, denn das würde Verkehrsteilnehmer gefährden und womöglich lange Staus provozieren. Ziel ist demnach die „dauerhafte Betriebssicherheit“.
Das Land NRW ist derzeit für 39 Tunnel zuständig. Die Sicherheitstechnik hat im Gegensatz zum eigentlichen Bauwerk nur eine theoretische Nutzungsdauer von zehn bis 15 Jahren. In etwa jedem zweiten Tunnel an Landesstraßen gebe es ein Ausfallrisiko wegen veralteter Technik, hieß es im November.
Minister Krischer kündigt Rekordinvestition in marode Straßen und Brücken in NRW an
NRW kündigt Rekordinvestitionen für die Sanierung von Straßen, Brücken, Radwegen und anderen Bauwerken an. Insgesamt sollen rund 400 Millionen Euro in den Erhalt des Landes- und des Bundessstraßennetzes fließen, sagte Minister Krischer.
Die Kehrseite: Die mehr als 150 Baumaßnahmen, die 2024 beginnen sollen, dürfen den Bürgerinnen und Bürgern viele zusätzliche Staus und Umwegebescheren. Um die Folgen abzumildern, wollen sich Mitte März Experten bei einer „Infrastruktur-Konferenz“ treffen. Die Herausforderung sei „gewaltig“, denn es sei früher zu wenig in die Infrastruktur investiert worden, und der Güterverkehr habe stark zugenommen, erklärte Krischer.
Dem Fachkräftemangel im Straßenbau will mit einer stärkeren Einbindung der von Bund und Ländern getragenen Projektmanagementgesellschaft Deges begegnen. Sie verfüge über genügend Personal, um NRW zu helfen, so Krischer.
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