Berlin. Schornsteinfeger Julian Schwark erklärt, wann sich Fußbodenheizungen im Haus lohnen. Das Heizungsgesetz spielt Mietern in die Karten.
- Wer sich ein neues Heizsystem anschaffen will, hat die Wahl zwischen Öl- und Gasheizung und der Wärmepumpe
- Doch wie kann man die Effizienz dieser Heizung im Altbau steigern?
- Schornsteinfeger Julian Schwark erklärt, worauf Hausbesitzer beim Einbau einer Flächenheizung achten sollten
Fußbodenheizungen sorgen für angenehm warme Füße – sie können aber noch mehr als das. Julian Schwark, Schornsteinfeger, Energieberater und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks, erklärt, für wen sich diese Art von Heizung lohnt und unter welchen Umständen Mieter gute Chancen haben, eine zu bekommen.
Herr Schwark, als im vergangenen Jahr diskutiert wurde, ob die Wärmepumpe als Standardheizung taugt, war oft zu hören, das ergebe nur Sinn mit einer Fußbodenheizung. Was kann eine Fußbodenheizung, was andere nicht können?
Julian Schwark: Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen brauchen eine geringere Vorlauftemperatur, weil die Fläche, die Wärme überträgt, größer ist als bei einem Heizkörper an der Wand. Die Fläche ist auf den ganzen Raum ausgedehnt, deswegen reicht eine geringere Temperatur, um die gleiche Menge Energie abzugeben. Für die Effizienz einer Wärmepumpe ist die Vorlauftemperatur entscheidend: Je niedriger die ist, umso effizienter läuft die Wärmepumpe. Deswegen läuft die Wärmepumpe mit einer Flächenheizung grundsätzlich besser. Außerdem haben Flächenheizungen weniger Verteilungsverluste, also Energieverluste auf dem Weg zum Heizkörper.
Es gibt Fußbodenheizungen mit Wasser und mit Strom. Wie unterscheiden die sich?
Schwark: Bei einer wassergeführten Fußbodenheizung wird das Wasser zentral über die Heizungsanlage erwärmt, egal ob die jetzt mit Gas, Öl, Biomasse läuft oder eine Wärmepumpe ist. Eine Fußbodenheizung mit Strom ist eine Stromdirektheizung, da habe ich keinen Brennstoff, sondern verwende einfach Strom aus dem Netz, um Wärme zu produzieren. Das bietet sich vor allem in der Altbausanierung an: Wenn ich im Bad gern mehr Wärme, mehr Energie haben will, kann ich das mit einer Strom-Fußbodenheizung machen und den Rest der Wohnung weiter über das bisherige Heizsystem beheizen, das die nötigen Vorlauftemperaturen für den Altbau erreicht.
Heizung: Gerade bei hohen Raumhöhen bietet sich eine Deckenheizung an
Kann ich eine Fußbodenheizung im Altbau denn einfach einbauen?
Schwark: Ja. Oft bietet sich auch eine Wand- oder Deckenheizung an – selbes Prinzip, auch eine Flächenheizung. Wenn ich zum Beispiel schönes Parkett habe, muss ich das dafür nicht rausreißen. Gerade bei hohen Raumhöhen bietet sich eine Deckenheizung an. Eine Wandheizung wird oft mit Lehmputz verknüpft, der kann Feuchtigkeit aufnehmen und sorgt für ein angenehmes Raumklima. Die Heizung wird dann in den Lehm eingebaut und erwärmt ihn mit.
Klingt aufwendig …
Schwark: Wie aufwendig der Einbau einer Flächenheizung ist, hängt immer vom Gebäude ab. Bei einer Fußbodenheizung können sich Raumhöhen oder die Tritthöhe von Stufen verändern, Schwellen ergeben oder die Durchgangshöhe von Türen sinken. Das muss man mitdenken.
Wann lohnt sich eine Flächenheizung?
Schwark: Die Wärmepumpe profitiert am meisten davon, aber Gas- und Ölbrennwertheizungen gewinnen auch. Bei diesen dreien ist der Effekt in der Effizienz am größten. Ansonsten ist es halt gemütlich – man hat warme Füße und ein verbessertes Raumklima. Das bringt Komfort. Wenn es nur um die Effizienz geht, kann man das auch mit Heizkörpern erreichen: Niedertemperaturheizkörper können mit ähnlichen Vorlauftemperaturen arbeiten, weil sie so konstruiert sind, dass sie eine größere Oberfläche in sich haben.
Macht es einen Unterschied, welcher Bodenbelag drüber liegt?
Schwark: Unterschiedliche Bodenbeläge fühlen sich unterschiedlich an. Eine Fliese kommt einem bei gleicher Temperatur am Fuß kälter vor als ein Holzbelag. Unterschiede in der Speicherfähigkeit kann man dagegen vernachlässigen, das Material erreicht irgendwann einen Beharrungszustand.
Werden Fußbodenheizungen gefördert?
Schwark: Der Einbau von großflächigen Heizungen wird über die BEG-Einzelmaßnahmen vom Staat gefördert. Wenn man sich hat beraten lassen und einen individuellen Sanierungsfahrplan hat, gibt es 20 Prozent von bis zu 60.000 Euro. Ohne Sanierungsfahrplan liegt die förderfähige Summe nur bei 30.000 Euro. Übrigens können auch Mieter Flächenheizungen einfordern.
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Wie das denn?
Schwark: Wenn ein Vermieter eine Wärmepumpe einbaut und das auf die Miete umlegen will, muss die mindestens mit einer Jahresarbeitszahl von 2,5 arbeiten, das regelt das Gebäudeenergiegesetz. Dafür muss das Gebäude entweder gut gedämmt sein oder anderweitig eine Vorlauftemperatur von maximal 55 Grad erreichen. Das geht nur mit Flächenheizungen. Das heißt, es gibt einen gesetzlichen Anspruch darauf, dass der Vermieter solche Heizungen einbaut, wenn er die Kosten vollständig auf die Miete umlegen will. Ob die 55 Grad erreicht werden, findet man heraus, indem man einen Energieberater eine Heizlastberechnung und einen hydraulischen Abgleich machen lässt. Der hydraulische Abgleich zeigt genau, welche Vorlauftemperatur ich mit den vorhandenen Heizkörpern brauche.
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