Berlin. Neue Heizung, neue Fenster? Schornsteinfeger Julian Schwark sagt, was vorher kommen muss und welche Förderung jetzt wieder möglich ist.
Julian Schwark ist Schornsteinfeger, Energieberater und Mitglied im Vorstand des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks. An dieser Stelle beantwortet er unserer Redaktion einmal die Woche die wichtigsten aktuellen Fragen rund ums Heizen und Energie. In der aktuellen Folge geht es um die ersten Schritte hin zur Sanierung.
Herr Schwark, viele Hausbesitzer stehen vor der Frage: Lohnt es sich zu sanieren? Wie findet man das heraus?
Julian Schwark: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie will ich das Haus in Zukunft nutzen? Will ich es an die nächste Generation weitergeben? Wie alt ist das Gebäude überhaupt? Das alles hat einen Einfluss auf die Entscheidung. Wenn man sich die Frage stellt, sollte der erste Schritt immer eine Beratung durch einen Energieberater sein. Der klopft dann gemeinsam mit dem Besitzer oder der Besitzerin ab, was deren Pläne sind und was sich realistisch umsetzen lässt. Und wenn man sich für eine Sanierung entscheidet, kann er einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen.
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Was ist ein individueller Sanierungsfahrplan?
Das ist ein staatlich gefördertes Beratungsprodukt. Der Staat hat ja ein Interesse, dass nicht zuerst die Fenster getauscht werden, wenn es vielleicht viel klüger gewesen wäre, mit dem Dach anzufangen. Deswegen wird ein großer Anteil dieser Beratung – 80 Prozent – gefördert. Für ein Einfamilienhaus bekommt man bis zu 1300 Euro. Die Sanierungsfahrpläne waren von der Haushaltssperre betroffen, jetzt kann man die Förderung aber wieder beantragen.
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Wie wird so ein Fahrplan erstellt?
Das läuft nach einem standardisierten Verfahren. Der Energieberater oder die Energieberaterin schaut sich das Gebäude vor Ort an, vom Dach bis zum Keller. Man macht sich einen Eindruck von der Nutzung und dem Ist-Zustand. Im nächsten Schritt kommt ein Kundengespräch, da ermitteln wir, was die Nutzerwünsche sind, was vielleicht sowieso schon geplant ist an Modernisierungen. Und auf Grundlage dieser Daten wird dann ein Computermodell vom Gebäude erstellt, an dem Sanierungsmaßnahmen simuliert werden.
Daran erkennen wir dann, wie viel Energie mit einer einzelnen Maßnahme eingespart werden kann und, ganz wichtig, wie viel Fördermittel man für einzelne Änderungen generieren kann. Das bekommt der Kunde dann auf den Tisch. Einmal als kurze Zusammenfassung, und einmal als sogenannte Umsetzungshilfe. Da sind dann auch schon Informationen für den Handwerker drin, zum Beispiel welche Dämmstärke mindestens erreicht werden muss, wenn eine Wand gedämmt wird, damit das den Förderkriterien gerecht wird.
Wofür brauche ich diesen Fahrplan?
Neben der hohen Förderung an sich gibt es noch einmal zusätzliches Geld, wenn man die Maßnahmen umsetzt. Wenn ich Fenster austausche, nachdem mir das als Teil eines Sanierungsfahrplans vorgeschlagen wurde, gibt es dafür fünf Prozent mehr Förderung als ohne Fahrplan. Weil ich mich habe beraten lassen. Und bei der BEG-Einzelmaßnahmenförderung ist der förderfähige Betrag deutlich höher: Nach einer Beratung kann man bis zu 60.000 Euro im Jahr fördern lassen. Ohne sind es nur 30.000 Euro.
Muss man das dann umsetzen?
Nein. Die Berater sind verpflichtet, manche Dinge vorzuschlagen, auch wenn der Kunde sie gar nicht will, um klarzumachen, welche Vorteile diese Maßnahme hätte. Man muss aber nichts davon umsetzen. Und die Beratung ist neutral: Der Berater an sich verkauft nichts, der darf auch nichts verkaufen. Deswegen empfiehlt der auch nicht die eine oder andere Art Heizung, weil er damit Geld verdient.
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Wie finde ich einen Energieberater, der so etwas macht?
Es gibt die Energie-Effizienz-Experten-Liste, da ist eine Postleitzahl-Suche, mit der man Berater in der Nähe findet. Die sind alle speziell dafür ausbildet und müssen sich auch regelmäßig weiterbilden. Für eine erste Beratung kann man auch zu den Verbraucherzentralen oder einem Fachhandwerker gehen. Das ist dann nicht so umfassend, liefert jedoch wichtige erste Erkenntnisse.
Welche Fehler sollte ich vermeiden?
Der größte Fehler, den man machen kann, ist aus meiner Sicht, emotional den Kopf in den Sand zu stecken, weil das Thema Sanierung nervt. Das fällt einem später auf die Füße. Der zweitgrößte Fehler ist es, sich nicht beraten zu lassen. So passieren Fehlentscheidungen.
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