San Francisco/Berlin. Die USA haben als Vergeltung für den Tod von drei US-Soldaten Ziele im Irak und Syrien beschossen. Mehrere Menschen sollen tot sein.

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel wurden immer wieder Befürchtungen laut, der Konflikt könnte sich weiter ausdehnen. Nach dem Tod dreier US-Soldaten in Jordanien vergangene Woche, haben die USA nun mehr als 85 Ziele im Irak und Syrien bombardiert. Aus der Luft seien unter anderem Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager beschossen worden, die von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt würden, teilte das US-Regionalkommando Centcom am Freitag (Ortszeit) mit.

US-Präsident Joe Biden stellte unmittelbar weitere Militäraktionen im Nahen Osten in Aussicht. „Unsere Reaktion hat heute begonnen. Sie wird fortgesetzt zu Zeiten und an Orten unserer Wahl“, erklärte er in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die Vereinigten Staaten streben keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt an“, betonte er. „Aber all jene, die uns Schaden zufügen wollen, sollen Folgendes wissen: Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir darauf reagieren.“

Am Freitag wohnte er auf einem Luftwaffenstützpunkt im Bundesstaat Delaware der Ankunft der sterblichen Überreste der getöteten US-Soldaten bei.

US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden bei der Ankunft der getöteten US-Soldaten.
US-Präsident Joe Biden und First Lady Jill Biden bei der Ankunft der getöteten US-Soldaten. © imago/UPI Photo | IMAGO/BONNIE CASH

Für den US-Präsidenten ist das Vorgehen gegen die Milizen ein Drahtseilakt. Er will einerseits vermeiden, dass sein Land in einen regionalen Krieg im Nahen Osten hereingezogen wird. Andererseits will er Stärke zeigen und ein Ende der Angriffe erreichen. Gleichzeitig ist er in den USA unter Druck – einige Republikaner fordern aggressivere Gegenmaßnahmen auf die Angriffe gegen das US-Militär.

Mindestens 13 Tote in Syrien

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte unterdessen mit, bei den US-Angriffen im Osten Syriens seien mindestens 13 pro-iranische Kämpfer getötet worden. Drei der Kämpfer, die bei den Angriffen auf Stellungen pro-iranischer Gruppen in der Nähe al-Majadin in der Provinz Deir Essor getötet worden seien, seien keine Syrer gewesen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

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Irak mit scharfer Kritik an Luftangriffen

Der Irak hat mit scharfer Kritik auf die US-Militärschläge in dem Land reagiert. Die Angriffe verletzten Iraks Souveränität, mit unvorhersehbaren Konsequenzen, sagte der Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte in der Nacht zum Samstag in einer im Fernsehen verbreiteten Erklärung.

Die US-Angriffe stellten eine Bedrohung dar, „die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein“, warnte der irakische Militärsprecher.

Biden machte pro-iranische Gruppe verantwortlich

Bei dem Beschuss eines Militärstützpunkts im Nordosten Jordaniens nahe der Grenze zu Syrien waren laut dem US-Zentralkommando für den Nahen Osten in der Nacht zum Sonntag drei US-Soldaten getötet und Dutzende weitere verletzt worden. US-Präsident Joe Biden machte eine pro-iranische Gruppe für den Angriff verantwortlich und kündigte Vergeltung an.

Am Mittwoch schrieb die US-Regierung die Attacke offiziell einer Gruppe mit dem Namen „Islamischer Widerstand im Irak“ zu, die den Angriff zuvor bereits für sich reklamiert hatte.

Beim „Islamischen Widerstand im Irak“ handelt es sich um Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die seit den Terrorakten der islamistischen Hamas vom 7. Oktober in Israel gemeinsam unter diesem allgemeinen Namen auftreten. Dazu gehört die vom Iran unterstützte Kataib Hisbollah. Sie zählt zu den stärksten Milizen im Irak und fordert den Abzug der US-Truppen aus dem Land. Der Nordosten Jordaniens, wo sich die tödliche Attacke mit den US-Soldaten ereignete, grenzt sowohl an Syrien als auch an den Irak.

Sorge vor Eskalation wächst

Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas im Oktober haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf mit Luftschlägen in beiden Ländern.

Außerdem greifen die jemenitischen Huthi – aus Solidarität mit der Hamas – immer wieder Frachter im Roten Meer an. Als Reaktion darauf hatten die USA und Großbritannien mit der Unterstützung Verbündeter Militärschläge gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen ausgeführt. Die US-Luftschläge haben die Milizen bisher nicht vor weiteren Angriffen abgeschreckt. Die Sorge vor einer Eskalation wächst. (daw/pcl/dpa/AFP)