Berlin. Marihuana, Heroin, Amphetamine: Berichte zeigen, dass russische Soldaten massenhaft Drogen konsumieren. Eine ist besonders gefährlich.
Der Konsum harter Drogen scheint unter russischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine weitverbreitet zu sein. Das legen mehrere unabhängig voneinander erschienene Medienberichte nahe. Laut dem britischen Royal United Services Institute geben Militärangehörige an, sie würden immer wieder russischen Soldaten begegnen, die „unter dem Einfluss von Amphetaminen und anderen narkotischen Substanzen zu stehen scheinen“. Das Onlineportal „Verstka“, eines der letzten unabhängigen Medien in Russland, kommt nach einer aufwendigen und gefährlichen Recherche zu dem Schluss, „Tausende russische Militärangehörige“ würden im Krieg gegen die Ukraine sowohl an der Front als auch im Hinterland harte Drogen nehmen.
„Verstka“ konnte mit mehreren russischen Soldaten sprechen, die dies unabhängig voneinander bestätigen. Sowohl „weiche“ als auch „harte Drogen“ seien allgegenwärtig. Nach „Verstka“-Recherchen rauche jeder zehnte russische Soldat regelmäßig Cannabis, doch auch Heroin und Amphetamine seien weitverbreitet und würden offen konsumiert. Selbst in den Schützengräben werden offenbar Drogen genommen. „Das interessiert niemanden, Hauptsache, man stört keinen“, zitiert das US-Magazin „Newsweek“ einen russischen Soldaten.
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Drogen gegen Angst und Langeweile an der Front
Die Gründe für den Drogenrausch an der Front sind vielfältig. Wie ein Soldat den Reportern von „Verstka“ berichtete, sei Langeweile eines der Hauptmotive. „Krieg ist, wenn man ständig auf etwas wartet und oft dafür betet, dass es endlich vorbei ist. Als ich im Unterstand Salz geraucht habe, war mir das alles scheißegal“, so der Soldat weiter. Mit „Salz“ ist eine der schlimmsten synthetischen Drogen gemeint – Alpha-PVP oder auch Flakka. Dabei handelt sich um eine Substanz aus der Gruppe der synthetischen Cathinone mit einer ähnlich euphorisierenden Wirkung wie etwa Kokain. Allerdings ist Alpha-PVP auch als „Zombie-Droge“ bekannt und kann zu Panikattacken, Halluzinationen und Paranoia führen.
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Neben aufputschenden Drogen sind laut „Verstka“ auch starke Beruhigungsmittel bei den Soldaten sehr gefragt. „Es gibt eine Menge Barbiturate. Ich habe sie sogar selbst genommen. Jeder zweite oder dritte Soldat nimmt welche“, äußerte sich ein Soldat gegenüber „Verstka“. Starke verschreibungspflichtige Medikamente gegen Angststörungen, etwa Lyrica, stünden bei Soldaten ebenfalls ganz oben auf der Wunschliste. Alle Soldaten, mit denen das russische Onlinemedium sprach, hätten bestätigt, dass es leicht sei, an Drogen jeder Art heranzukommen. „Es wie in Las Vegas“, sagte ein Soldat „Verstka“. Anwohner in den russisch besetzten Gebieten würden den Stoff sogar direkt in die Schützengräben liefern.
Nazis experimentierten mit Amphetaminen
Nicht überall kommen kiffende oder koksende Soldaten ungeschoren davon. Es gebe auch Einheiten, bei denen schon der übermäßige Konsum von Alkohol schlimme Folgen haben könne, etwa die Wagner-Söldner. Auch in anderen Truppenteilen drohen harte Strafen. Wer zugedröhnt erwischt werde, lande nicht selten in einem Strafbataillon mit dem bezeichnenden Namen „Sturm“ und werde an vorderster Front ins ukrainische Feuer geschickt. Für die meisten dieser Soldaten bedeute dies den sicheren Tod, berichtet ein russischer Soldat.
Drogen an der Front spielen allerdings nicht erst seit dem Ukraine-Krieg eine Rolle. Der deutsche Autor Norman Ohler hat in seinem Buch „Der totale Rausch“ untersucht, wie die Nazis Drogen zur Leistungssteigerung der Soldaten einsetzten. Eine besondere Rolle spielte dabei ein Metamphetamin namens Pervitin. Auch als „Panzerschokolade“ oder „Fliegermarzipan“ bekannt, sollte die Droge Angst und Hunger unterdrücken und die deutschen Soldaten zu wachen, aggressiven Blitzkriegern machen. Erst 1988 verschwand Pervitin aus den deutschen Apotheken. Heute gehört zusammengepanschtes Methamphetamin unter dem Namen Crystal Meth zu den gefährlichsten Drogen auf dem Markt.