Der Lehrermangel kann bald ins Gegenteil kippen, sagt eine Prognose. Macht nichts: Das Land kann gerade jede Lehrkraft gebrauchen.
Vom Lehrermangel direkt in den Überschuss? So liest sich die Prognose, die die Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht hat. Für den Grundschulbereich, also die ersten vier Schuljahre, könnten demnach schon in diesem Jahr und dann praktisch durchgehend für das kommende Jahrzehnt mehr Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung stehen, als gebraucht würden, um den aktuellen Betreuungsschlüssel zu halten. Deutlich mehr sogar: Die Stiftung kommt insgesamt auf ein Plus von mehr als 40.000.
Die Zahlen sind mit Unsicherheit behaftet. Die Kultusministerkonferenz der Länder etwa kommt für denselben Zeitraum nur auf 6.300 mehr Lehrkräfte als Stellen. Der Unterschied ergibt sich vor allem daraus, dass die Bertelsmann-Prognose die zuletzt sinkenden Geburtenraten fortschreibt. Ob dieser Trend wirklich anhält, kann allerdings niemand sagen. Auch wie viele Schulabgänger sich demnächst für ein Lehramtsstudium entscheiden, lässt sich nicht sicher vorhersagen, ebenso wenig, wie viele der Studierenden am Ende tatsächlich im Klassenzimmer stehen.
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Zu viele Lehrer? Man kann hoffen, dass die Rechnung aufgeht
Aber man kann hoffen, dass die Rechnung aufgeht: Denn die 40.000 Lehrkräfte, die rechnerisch über dem Bedarf liegen, wären nicht zu viel, im Gegenteil. Sie werden dringend benötigt.
Zum einen steigt seit Jahren die Zahl der Kinder, die besonderen Förderbedarf haben. Lehrkräfte wollen, dass Inklusion gelingt, sagen aber zurecht, dass sie dafür mehr Kolleginnen und Kollegen brauchen.
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Zum anderen werden die Erstklässler des Schuljahres 2026/2027 die ersten sein, die in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz haben. Für Eltern soll es damit einfacher werden, Job und Familie zu vereinbaren. Für Kinder soll so ein Stück mehr Chancengerechtigkeit geschaffen werden. Aber wenn nicht einfach der Rhythmus des Halbtags auf acht Stunden ausgedehnt werden soll, wird es dann neue und flexible pädagogische Ansätze brauchen – und mehr Leute, die sie umsetzen.