Frankfurt am Main/Düsseldorf. In NRW warten über 1800 Menschen auf eine Transplantation, doch die Zahl der Spender sinkt erneut. Das hat verschiedene Gründe.
In NRW ist die Bereitschaft zur Organspende erneut gesunken. 2023 zählte dieDeutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) lediglich 166 Organspender im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands. Das sind drei weniger als im Vorjahr und sogar 40 weniger als 2021. Besonders drastisch wirkt der Rückgang vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Organspender bundesweit seit 2022 um elf Prozent gestiegen ist. In NRW kommen rein rechnerisch 9,1 Spender auf eine Million Einwohner – nur in Schleswig-Holstein ist die Lage dramatischer.
Gestiegen ist in NRW allerdings die Zahl der gespendeten Organe. In absoluten Zahlen liegt NRW laut aktueller DSO-Statistik mit 503 von bundesweit 2877 postmortal entnommenen Organen sogar an erster Stelle der Bundesländer. Es gab also weniger Spender, die aber mehrere Organe gespendet haben.
Weniger Organspender: Menschen werden immer älter
Dabei versuchen Medizinerinnen und Mediziner durchaus intensiver, Angehörige möglicher Organspender anzusprechen. Die Zahl solcher Kontakte hat laut DSO-Statistik in NRW um rund sieben Prozent zugenommen – von 797 im Jahr 2021 auf 851 im Jahr 2023. Warum die Spenderzahlen dennoch nicht gestiegen sind, lässt sich kaum beantworten.
Fachleute verweisen auf verschiedene Faktoren, die bei einer Organspende zusammenspielten. Ein Grund seien etwa medizinische Kontraindikationen, wenn also Erkrankungen eines Menschen eine Spende ausschließen. Patienten würden immer älter, damit steige die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung.
Internationale Stelle vermittelt gespendete Organe
Die Organe werden nach Angaben der DSO über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant nach festgelegten medizinischen Kriterien verteilt und hierzulande oder im Ausland transplantiert. Dazu zählten demnach bundesweit 1488 Nieren, 766 Lebern, 303 Herzen, 266 Lungen, 52 Bauchspeicheldrüsen und 2 Därme.
Übertragen worden seien in den inländischen 45 Transplantationszentren im vergangenen Jahr 2985 Organe aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund – auf NRW entfielen davon 688. Dies habe bundesweit für 2866 schwer kranke Patientinnen und Patienten eine bessere Lebensqualität oder ein Weiterleben bedeutet.
1807 Menschen in NRW warten auf ein Organ
Entwarnung könne weiterhin nicht gegeben werden, erklärte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel. Angesichts der rund 8400 schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten – davon allein in NRW 1807 – sei das Organspende-Niveau deutlich zu niedrig.
Rahmel appelliert, zu Lebzeiten eine Entscheidung zu treffen und zu dokumentieren, etwa in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung. Ohne Zustimmung der Verstorbenen oder deren Angehörigen sei in Deutschland keine Organspende möglich. Im Laufe des Jahres soll zudem ein Organspende-Register online gehen, in dem Bürgerinnen und Bürger ihre Entscheidung hinterlegen könnten. (dpa/stew)