Berlin. Noch im Dezember war der inhaftierte Kreml-Kritiker Alexej Nawalny zwanzig Tage verschwunden. Jetzt meldet er sich aus der Haft.
Noch im Dezember gab es wochenlang kein Lebenszeichen des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny. Erst am 1. Weihnachtsfeiertag wurde bekannt, dass er sich in der Strafkolonie IK-3 („Polarwolf“) im Dorf Charp, im autonomen Kreis Jamal-Nenzen, befindet. Mal wieder in Isolationshaft. Rund 2000 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt, eine wegen ihres Permafrostbodens bekannte und daher schwer zugängliche Region.
Jetzt schildert Nawalny auf X (vormals Twitter), wie sein Gefängnisalltag dort aussieht. Bei einem Beitrag hat er ein Foto angehängt und dazu geschrieben: „Hier kann man sehen, wo ich Ausgang habe. 11 Schritte lang, drei Schritte breit. Nicht viel Platz, um zu spazieren, aber immerhin: So mache ich einen Spaziergang.“ Schaut er nach oben, sieht Nawalny durch ein Gitter den Himmel.
Laut seinen Beschreibungen findet der Ausgang bereits um 6.30 Uhr statt. Trotz der extremen Kälte nehme er ihn wahr. Denn in einer normalen Gefängniszelle sei es so, dass man Nachmittags Ausgang habe – wenn es in der Regel wärmer ist. Sarkastisch ergänzt Nawalny, dass selbst bei den klirrenden Temperaturen ein Spaziergang von dreißig Minuten möglich sei, aber nur, wenn man Zeit habe, sich eine neue Nase, Ohren und Finger wachsen zu lassen.
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Ein Mitarbeiter Nawalnys hatte kürzlich über das Straflager gesagt: „Die Bedingungen dort sind brutal.“ Es handele sich um eines der nördlichsten und entlegensten Straflager überhaupt. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner Putins isolieren wolle.
Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch hatte Ende Dezember erklärt, Kremlchef Wladimir Putin versuche, durch die Verbannung seines Gegners dessen Einfluss vor der Präsidentenwahl zu reduzieren. Putin will sich am 17. März zum fünften Mal zum Präsidenten wählen lassen. Nawalny greift ihn auch aus dem Straflager heraus immer wieder scharf an.