Berlin. Deutschland hat ambitionierte Ziele beim Ausbau klimaneutraler Energien. Ein Sektor liegt über dem Plan, ein anderer hinkt hinterher.
In Deutschland wurde 2023 mehr Photovoltaik-Kapazität installiert als je zuvor in einem Jahr. Das geht kurz vor Jahresende aus Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums hervor, die dieser Redaktion vorliegen. Demnach wurden im laufenden Jahr 12 Gigawatt Solarenergie neu zugebaut, 84 Prozent mehr als im Vorjahr. Vorgesehen nach den Ausbauzielen der Bundesregierung für Erneuerbare Energie waren neun Gigawatt. Dieser Wert wurde schon im August erreicht. Insgesamt wurden damit seit Anfang 2022 19 Gigawatt Photovoltaik neu angeschlossen – laut Ministerium so viel wie im gesamten Zeitraum von 2017 bis 2022.
Auch für 2024 geht das Haus von Robert Habeck (Grüne) von einer Zielüberschreitung aus. In den kommenden Jahren werden die Ziele für den Ausbau allerdings noch einmal deutlich ehrgeiziger: Für 2024 sind 13 Gigawatt Zubau vorgesehen, für 2025 18 Gigawatt, ab 2026 sollen dann 22 pro Jahr erreicht werden. Insgesamt strebt die Ampel-Koalition als Teil ihrer Klimaschutz-Ziele für 2030 an, 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen decken zu können.
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Dazu spielt neben Photovoltaik auch Windenergie an Land und auf dem Meer eine wichtige Rolle. Dort allerdings sieht die Bilanz durchwachsener aus. Im kommenden Jahr sieht das Erneuerbare-Energien-Gesetz insgesamt 69 Gigawatt an Windkraft-Kapazität an Land vor. Im Oktober 2023 waren allerdings erst 60,4 Gigawatt erreicht, 2,9 Gigawatt davon sind in diesem Jahr dazugekommen. Bei den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur bekamen Projekte mit weiteren 6,4 Gigawatt einen Zuschlag, diese sollen voraussichtlich in den kommenden zwei Jahren ans Netz gehen.
Offshore-Windkraft nimmt langsam wieder Fahrt auf
Weil die Zahl der Neugenehmigungen 2023 mit 73 Prozent deutlich über dem Niveau des Vorjahres liegt, sieht das Wirtschaftsministerium trotz verpasster Ziele im Windkraft-Sektor eine positive Dynamik im Vergleich zu den Vorjahren. Der Ausbau von Offshore-Windkraft war in den vergangenen Jahren fast völlig zum Erliegen gekommen, in diesem Jahr wurden dann allerdings Zuschläge für 8,8 Gigawatt erteilt. Gehen die Anlagen ans Netz, entspricht das einer Verdoppelung der aktuellen Kapazität von Windkraft auf See.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht „deutliche Erfolge“ beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Es bleibt zwar viel zu tun, aber wir kommen wirklich gut voran“, sagte Habeck dieser Redaktion. „Wichtig ist jetzt, dass Länder, Kommunen und die Branche mit dem Bund gemeinsam konsequent an der Umsetzung der Beschleunigungsmaßnahmen arbeiten.“