Berlin. Wie können Schülerinnen und Schüler in Deutschland besser werden? Bildungsforscher und Experten erklären, worauf es jetzt ankommt.
Die deutschen Schülerinnen und Schüler sind so schlecht wie nie, so lautet das niederschmetternde Fazit der aktuellen Pisa-Studie. Kinder aus bildungsfernen Familien bleiben nach wie vor auf der Strecke, selbst die Gymnasiasten sinken im Bereich Mathematik heftig ab. Was kann künftig besser laufen? Wie können benachteiligte Schülerinnen und Schüler gefordert und leistungsstarke Kinder unterstützt werden, damit wieder Spitzenleistungen erreicht werden? Diese drei Punkte müssen Politiker, Experten, Lehrkräfte und Erziehende jetzt angehen.
Die Bemühungen um ein besseres Bildungssystem müssen auf Dauer angelegt werden
„Nach Pisa 2000 wurden sehr viel Anstrengungen unternommen“, sagt Bildungsforscher Olaf Köller. Bis 2015 auch durchaus erfolgreich. „Die Erfolge im Lesen nahmen zu. Doch die Anstrengungen wurden nicht fortgeführt. Dem System ist die Puste ausgegangen“, so der Professor der Universität Kiel und Direktor am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften gegenüber dieser Redaktion. Die Folge: Erste Leistungssteigerungen sind verpufft, die Leistungen sind schlechter als bei der ersten Pisa-Studie.
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Die Fördertöpfe dürfen nicht länger mit der Gießkanne verteilt werden
Dass die Verteilung der Finanzen nicht optimal in Deutschland läuft – auch das ist ein Ergebnis der Pisa-Studie. „Deutschland gibt vergleichsweise viel Geld aus“, sagt Francesco Avvisati, Experte der OECD und Co-Autor der Pisa-Studie. Doch es komme nicht immer zielgerichtet an. Das Pisa-Musterland Singapur sei da weiter, das zeige etwa die gute Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer.
Jens Brandenburg (FDP), Staatssekretär im Bildungsministerium, verweist bei der Vorstellung der Studie auf das sogenannte Startchancenprogramm, mit dem 4000 Schulen gefördert werden sollen, in denen der Anteil der Kinder aus sozial schwachen Familien besonders hoch ist. 20 Milliarden Euro sollen Bund und Länder dafür bereitstellen, verteilt auf zehn Jahre. Die Eckpunkte seien bereits vereinbart.
„Wir sind auf einem guten Weg“, betont Brandenburg – trotz der angespannten Haushaltslage und der Debatte um die Schuldenbremse. Bildungsexperte Olaf Köller hofft jetzt nur noch, dass der 20 Milliarden-Topf nicht genau dieser zum Opfer fällt.
Die Förderung von Kindern aus sozial benachteiligten Haushalten muss schon in der Kita einsetzen
Frühkindliche Bildung, lautet das Stichwort: Sprachförderung von der Kita bis zur Sekundarstufe 1, verpflichtende Sprachstandserhebungen, Schule am Nachmittag – das sind Ansätze, die jetzt aus der Politik kommen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert das schon lange. Auch der Lehrerverband.
Für den Kinderschutzbund ist es ein Armutszeugnis, dass die Benachteiligung von armen Kindern so lange in Kauf genommen wurde. „Das ist ein Beleg dafür, dass die Benachteiligung von armen Kindern im deutschen Bildungswesen System hat“, sagt Sabine Andresen. „Wir scheitern am eigenen Anspruch, allen Kindern gerechten Chancen zu bieten.“
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