Moskau. Ein schweres Unwetter setzt auf der Halbinsel Schützengräben und Feuerstellungen unter Wasser – ein Ärgernis für die russische Armee.
Ein Sturm hat die von Russland annektierte Halbinsel Krim schwer getroffen – nicht nur die Menschen, die dort leben, sondern auch die Verteidigungslinien der russischen Armee. Hurrikanartige Winde mit bis zu 40 Metern pro Sekunde fegten in der Nacht zu Sonntag über die Krim hinweg. Rund 500.000 Menschen waren ohne Strom, Straßen waren überschwemmt, Bäume stürzten um, Dächer wurden abgerissen. Sergej Aksjonow, Moskaus Statthalter auf der Krim, erklärte den Montag für arbeitsfrei.
Schützengräben und andere Verteidigungslinien wurden unterspült, sie waren entlang der Küstenlinie erbaut worden, nachdem die ukrainische Regierung öffentlich betont hatte, die Rückeroberung der Halbinsel sei ein Ziel. Wie schwer sie nach dem Unwetter beschädigt sind, ist unklar. Videos in den sozialen Medien zeigen, wie Feuerstellungen mitgerissen werden. Sie werden aber wohl bald wieder funktionsfähig sein. Im Winter, glauben Experten, werden die Kämpfe zunehmend zum Stellungskrieg. Die russischen Truppen werden ihre Verteidigungslinien auch weiterhin verteidigen können.
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Die Folgen des Sturms werden die Menschen auf der Krim dennoch lange beschäftigen. In Kertsch riss der Hurrikan Bäume am Ufer um, in Simferopol trat aufgrund starker Regenfälle der Fluss über die Ufer und in Jewpatoria überschwemmte das Meer eine Autobahn, das berichtet das Online-Portal Crimea.Realii. An vielen Orten der Schwarzmeerregion waren die Bewohner nicht nur ohne Strom, sondern auch ohne Wärmeversorgung – bei inzwischen frostigen Temperaturen. Das russische Ministerium für Notsituationen bestätigte laut der Nachrichtenagentur Interfax Informationen, dass ein Mensch gestorben sei.
Sturm in Russland: Flughafen in Sotschi geschlossen
„In der Republik Krim tobt ein schwerer Sturm. Zehn Menschen wurden verletzt, leider ist eine Person gestorben“, meldete der Pressedienst des Ministeriums. Mehrere Krim-Bewohner werden noch vermisst. Die genaue Zahl der Opfer auf der Halbinsel ist derzeit nicht bekannt. Auch wurden Teile des Aquariums von Sewastopol überflutet, mehr als 500 Tiere starben. Laut dem Chef des Krim-Parlaments, Wladimir Konstantinow, geht das Hochwasser inzwischen zurück. „Wir hoffen, dass der Höhepunkt überschritten ist. Die Prognosen gehen jedenfalls davon aus, dass es heute so sein sollte.“
Auch in anderen Regionen leiden die Menschen unter den Folgen des Sturms. In Krasnodar, im russischen Kernland, riss der Wind ein Frachtschiff vom Anker, das Gerste für Ägypten verlud. Zwei Stunden trieb das Schiff, bis es in der Gegend des Touristenortes Anapa auf Grund lief. Unter den 21 Besatzungsmitgliedern gab es keine Opfer. Schäden gab es auch in Sotschi, der Flughafen dort war geschlossen. Betroffen sind auch die von Russland besetzten ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk und Saporoschja. In Luhansk waren 22 Gemeinden ohne Strom, in der Region Donezk wurde die Stromversorgung für über 500.000 Menschen abgeschaltet. In Saporoschja traf es 37.000 Menschen.
Auch in der Ukraine, jenseits der Front, leiden die Menschen unter den Folgen des Unwetters. Über 2.000 Siedlungen in 16 Regionen waren vom Stromnetz abgeschnitten, der Verkehr auf 14 Straßen blockiert. Das Innenministerium in Kiew forderte Autofahrer dazu auf, Reisen in den betroffenen Regionen zu vermeiden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in seiner abendlichen Videoansprache den Rettungsdiensten, die im Dauereinsatz sind.
Auf den Krieg in der Ukraine allerdings wird der Sturm nur wenig Einfluss haben.
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