Berlin. Viele Studierende können sich den Studienplatz, er ihnen zugewiesen wurde, nicht leisten. Das zeigt, wie gering ihre Lobby derzeit ist.

Das Abi ist geschafft, sogar mit einer ganz passablen Note – auch wenn sie für den Wunschstudiengang nicht zu reichen scheint. Aber es gibt ja noch den Mediziner-Test. Den Psychologen-Test. Wartesemester. Zusatzqualifikationen. Und dann kommt irgendwann im Spätsommer die erlösende Nachricht: Ja, es gibt ihn, den Studienplatz für das Berliner Kind: In Göttingen. Dumm nur, dass damit kein Dach über dem Kopf verbunden ist.

Birgitta Stauber, Textchefin
Birgitta Stauber, Textchefin © Reto Klar | Reto Klar

Die Trennung von Studienplatzvergabe und Wohnortnähe führt tatsächlich in vielen Familien zu Sprengstoff. Denn vielleicht schaffen es die Eltern noch, den Nachwuchs im Kinderzimmer durch das Studium zu bringen. Dort, wo es vielleicht schon einen geregelten Nebenjob gibt. Aber Göttingen? Freiburg? Würzburg? Da ist nicht nur erst mal alles belegt, sondern auch kaum bezahlbar. 400 bis 500 Euro für das WG-Zimmer, die Nebenkosten kommen noch hinzu. München, Hamburg und Berlin liegen noch weit darüber. Da müssen Eltern keine Kleinverdiener sein, um dabei in die Knie zu gehen. Und vom Bafög-Satz ist das ebenfalls nicht zu finanzieren.

Universitäten erhöhen die Lebensqualität in Städten

Die Kommunen profitieren von ihren Universitäten. Sie bringen Arbeitsplätze, hohes Ansehen, ein reges Kulturleben, kurz: Sie sorgen für Attraktivität. Dass sie Studierenden irgendwelche Notunterkünfte in Hotels oder auf Campingplätzen anbieten müssen, zeigt, wie kurzfristig in den vergangenen Jahren geplant wurde, wie gering die Lobby von jungen Menschen ist. Viele von ihnen haben noch nicht mal eine Entlastung durch das 49-Euro-Ticket. Wenn sie es wollen, zahlen sie es zusätzlich zur Zwangsabgabe für das Semesterticket. Es macht fassungslos, wie sich Kommunen, die Länder und der Bund bei diesen Fragen verhaken.