Berlin. Ukrainische Streitkräfte haben die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol attackiert. Und Russland droht bereits mit Vergeltung.

Der erfolgreiche Angriff auf das Flottenhauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol ist für Russlands Militär eine Blamage erster Ordnung. Der Schaden ist groß. Das Gebäude wurde beschädigt, das zeigen Video- und Fotoaufnahmen. Es seien hochrangige Marineoffiziere getötet worden, meldet die ukrainische Armee. Der Raketenbeschuss habe sich während eines Treffens der russischen Marineführung ereignet. Dutzende "Besatzer" seien getötet und verletzt worden, hieß es.

Das russische Militär hingegen meldete zunächst einen Toten, korrigierte diese Angaben aber später und sprach nur noch von einem Vermissten. "Den Feuerwehrleuten ist es gelungen, die Flammen unter Kontrolle zu bringen", schrieb Michail Raswoschajew, der Gouverneur des Gebiets, auf seinem Telegram-Kanal. Die Fenster von zehn Wohngebäuden im Zentrum von Sewastopol seien durch die Schockwelle zerbrochen. Fünf weitere Raketen hätte die russische Luftverteidigung abgeschossen.

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Die Ukraine geht in die Offensive – mit britischen Raketen

Samstagvormittag gingen die Angriffe wohl weiter. Erneut habe es Explosionen gegeben, „vorläufigen Informationen zufolge war in Sewastopol die Luftverteidigung im Einsatz", so Raswoschajew. In einem Bezirk nördlich der Stadt seien Raketentrümmer herabgefallen, fügte er hinzu. In sozialen Netzwerken wurden Fotos von einer Rauchwolke am Himmel geteilt und darauf hingewiesen, dass es in dem betroffenen Bereich ein russisches Munitionslager geben soll.

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Laut der Online-Plattform Meduza hätte die Ukraine Storm-Shadow-Marschflugkörper britischer Herkunft eingesetzt, abgefeuert von ukrainischen Kampfflugzeugen. Quellen der Zeitung Kommersant berichten, in den Stunden zuvor seien US-amerikanische Aufklärungsdrohnen und Überwachungsflugzeuge im Luftraum über der Krim gewesen. Sie hätten die Angriffe koordiniert.

Rauch und Flammen steigen aus einer brennenden Werft auf der Krim auf, während der von Moskau ernannte Gouverneur Sewastopols, Michail Raswoschajew, am Telefon spricht. Er bestätigte den Beschuss des Flottenhauptquartiers auf seinem Telegram-Kanal.
Rauch und Flammen steigen aus einer brennenden Werft auf der Krim auf, während der von Moskau ernannte Gouverneur Sewastopols, Michail Raswoschajew, am Telefon spricht. Er bestätigte den Beschuss des Flottenhauptquartiers auf seinem Telegram-Kanal. © Uncredited/Sevastopol Governor Mikhail Razvozhaev telegram channel/AP/dpa

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Nachprüfen lässt sich das nicht, doch die Aufregung im Netz ist groß. Eine harte Reaktion wird gefordert, Vergeltung. Die Ukraine muss eine brutale Reaktion auf den Raketenangriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol erhalten, Kiew muss sich daran gewöhnen, dass jeder Terroranschlag eine zehnfache Vergeltung nach sich zieht, zitiert die Nachrichtenagentur Ria Nowosti die Organisation "Offiziere Russlands". Und der sogenannte Kriegsberichterstatter Roman Saponkow meint, dass es für Russland an der Zeit sei, "der militärischen Grenzinfrastruktur der NATO-Staaten einen Schlag zu versetzen, was die Frage aufwirft, ob weitere Angriffe ins Landesinnere verlagert werden".

Zunehmend greifen ukrainische Truppen die Halbinsel Krim an. Nicht nur mit Raketen. Unbemannte Seedrohnen werden zum Problem für Russlands Schwarzmeerflotte. Eine Eigenentwicklung des ukrainischen Militärs. Kleine ferngesteuerte Schnellboote, die bis zu 320 Kilogramm Sprengstoff tragen. Bis zu 75 Kilometer pro Stunde schnell rasen sie in Richtung Ziel. Ihre Reichweite soll 800 Kilometer sein. Die für den Nachschub der russischen Truppen wichtige Krimbrücke wurde damit bereits beschädigt. Und jüngst seien fünf ukrainische Seedrohnen abgefangen worden, die ein russisches Kriegsschiff im Schwarzen Meer angegriffen hätten.