Moskau. Für Russland ist die Wagner-Truppe in Afrika überaus wichtig: Nun stehen die Söldner ohne Führung da – und ihre Zukunft ist ungewiss.
Alles war normal. Die Flugdaten des Privatjets vom Typ Embraer Legacy 600 zeigten keine Probleme an. Dann hörten Augenzeugen kurz vor dem Absturz zwei laute Knallgeräusche – was auf eine Explosion hindeutete. Nahezu senkrecht, so zeigt es ein Video, stürzte das Flugzeug ab. Unterwegs war es von Moskau nach Sankt Petersburg, wo Jewgeni Prigoschin seinen Firmensitz hat.
Das Online-Medium Nowaja Gaseta hat in der Zwischenzeit die Passagierliste der abgestürzten Maschine veröffentlicht. Sofern die darin aufgeführten Personen wirklich an Bord waren, starb fast die gesamte Führungsspitze der Wagner-Truppe. Neben Prigoschin steht auch der offizielle Wagner-Kommandant, der ehemalige Geheimdienstler Dmitri Utkin, auf der Passagierliste.
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Ihm wird eine Vorliebe für den deutschen Komponisten Richard Wagner nachgesagt – daher der Name der Truppe. Aber auch auf Valerij Tschekalow, der nach Berichten russischer Medien Vizechef von Wagner sein soll. Und Nikolaj Matuseew, der Chef von Prigoschins Sicherheitsdienst. Insgesamt starben sieben Wagner-Angehörige, die beiden Piloten und die Flugbegleiterin. Für den Tod Prigoschins gibt es allerdings noch keine offizielle Bestätigung. Nur die Information, dass er auf der Passagierliste stand.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Tod Prigoschins bereits indirekt bestätigt. Er bezeichnete den Chef der Wagner-Gruppe als einen "talentierten Menschen" mit einem schwierigen Schicksal, wie russische Agenturen am Donnerstag meldeten. Die Gruppe habe einen wichtigen Beitrag in der Ukraine geleistet, der nicht vergessen werde. Der Präsident sprach den Angehörigen sein Beileid aus und kündigte eine umfassende Aufklärung des Absturzes an.
Wenige Tage später bestätigten die russischen Behörden den Tod Prigoschins unter Berufung auf die Ergebnisse der Identifizierung der Leichen.
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In Afrika hat Russland handfeste Wirtschaftsinteressen
Noch zu Wochenbeginn hatte sich Prigoschin in einem 40 Sekunden langen Videoclip zu Wort gemeldet. Zu sehen war er in Tarnkleidung, mit Gewehr in der Hand, im Hintergrund Bewaffnete und ein Pickup-Truck. Laut dem Prigoschin-nahen Telegram-Kanal „Grey Zone“ wurde das Video in einem afrikanischen Land aufgenommen. Wann allerdings, das ist unklar. In Afrika allerdings liegt die Zukunft von Wagner.
Die von Prigoschin und Utkin nach eigenen Angaben 2014 gegründete Söldner-Gruppe ermöglichte es Russland, sich indirekt an zahlreichen Konflikten wie denen in Syrien, Mali, Libyen und der Zentralafrikanischen Republik zu beteiligen. Russland wirbt um die afrikanischen Staaten, sucht politischen Einfluss, in Konkurrenz zur EU und vor allem zu China. In Afrika hat Russland aber auch handfeste Wirtschaftsinteressen. Der Energiegigant Gazprom ist in Algerien immer aktiver tätig.
Wagner-Gruppe hilft Machthabern, Wahlen zu gewinnen
Der weltgrößte Diamantenhersteller, die russische Alrosa-Gruppe, schürft in Angola. Der russische Aluminiumriese Rusal baut den Aluminium-Rohstoff Bauxit in Guinea ab. Auch in Südafrika, Madagaskar und Burkina Faso sind russische Firmen aktiv. Die Sicherheitsdienste vieler dieser Unternehmen stellt die Söldnergruppe Wagner. Und Wagner-Strategen helfen lokalen Machthabern, die russische Interessen unterstützen, Wahlen zu gewinnen. Im vom Bürgerkrieg geschundenen Mali sind Wagner-Truppen bereits seit Ende 2021 im Einsatz, unterstützen die dortige Militärjunta, die blutig um ihre Macht kämpft.
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Zumindest in Afrika wird Kremlchef Wladimir Putin die kampferprobten Wagner-Söldner weiterhin brauchen – unter welchem Kommando auch immer sie in Zukunft stehen werden. Außenministerin Annalena Baerbock sagte, es sei zu befürchten, „dass Russland mit oder ohne Wagner mit seinem zynischen Spiel, nicht nur in der Ukraine, sondern vor allen Dingen in Afrika weitermacht.“
Vor Prigoschins Hauptquartier in Sankt Petersburg legten Menschen am Donnerstag Blumen, Kerzen und Aufnäher mit dem Wagner-Logo nieder. „Uns fehlen die Worte“, sagte ein maskierter Mann und rief dazu auf, Prigoschin „und alle unsere Kommandanten“ zu unterstützen. Doch wer die Wagner-Truppe in Zukunft führen wird, das ist derzeit vollkommen unklar.
Name | Wladimir Wladimirowitsch Putin |
Geburtsdatum | 7. Oktober 1952 |
Geburtsort | Sankt Petersburg |
Amt | Präsident der Russischen Föderation |
Im Amt seit | 2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012) |
Familienstand | Geschieden, mindestens zwei Kinder |
Größe | ca. 1,70 Meter |