Berlin. Der Tod Prigoschins zwei Monate nach seiner Revolte passt zu Putins stalinistischer Machtlogik: “Verrat“ hat tödliche Konsequenzen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der russische Präsident Wladimir Putin hinter dem Flugzeug-Absturz oder -Abschuss steckt, ist sehr hoch. Es passt zur bulldozerhaften Herrschaftslogik des Kremlchefs, für den jede Infragestellung seiner Macht "Verrat" darstellt. Es ist eine politische Todsünde, die früher oder später bestraft wird.

Der Aufstand Prigoschins vor zwei Monaten, der für Stunden das Gespenst eines Putsches in Moskau sehr real werden ließ, war für Putin eine Kriegserklärung. Als der Kremlchef kurz danach in die Kameras sprach, sah man zum ersten Mal Unsicherheit, ja Angst in seinen Augen.

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Der Tod Prigoschins exakt zwei Monate nach der Revolte darf als zynisches Ausrufezeichen Putins interpretiert werden: Wer illoyal ist, kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein. Prigoschin reiht sich ein in die Kette von „Verrätern“ wie Alexej Nawalny, Sergej Skripal oder Alexander Litwinenko.

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent.
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Putins stalinistische Machtlogik: Wer gegen ist wird liquidiert

Mehr denn je bedient sich Putin einer stalinistischen Machtlogik. Wer nicht für ihn ist, ist gegen ihn und wird liquidiert. Wenige Wochen nach der Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 machte der Präsident klar, dass er absolute Gefolgschaft erwartet und jedwede Kritik ahndet: "Jedes Volk, besonders die Menschen in Russland, können echte Patrioten von Bastarden und Verrätern unterscheiden. Und wir werden sie einfach ausspucken wie ein Insekt, das uns versehentlich in den Mund geflogen ist", drohte Putin. Eine solche "natürliche und notwendige Säuberung der Gesellschaft" werde Russland "nur stärken."

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Prigoschins Tod ist ein Signal, vor allem nach innen: Kritik oder Widerstand hat tödliche Konsequenzen. Putin macht aber auch klar, dass er seinen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine brutal und barbarisch weiterführen wird. Wer immer im Westen sich Illusionen über die Verhandlungsbereitschaft des Kremlchefs macht, sollte sich einem Realitäts-Check unterziehen.

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