Berlin. Der Justizminister will das Unterhaltsrecht reformieren. Das ist richtig, meint unsere Autorin. Wovon das Gelingen der Idee abhängt.
Durch das deutsche Familienrecht wehen an der ein oder anderen Stelle Familien- und Rollenbilder, die längst überholt sind. Im Unterhaltsrecht etwa ist das die Vorstellung, dass nach einer Trennung Mama sich um die Kinder kümmert, während Papa vor allem zahlt. Dieser Grundsatz wirkt selbst dann noch, wenn Väter einen großen Teil, aber nicht exakt die Hälfte der Betreuung übernehmen. Ihre Unterhaltspflichten unterscheiden sich oft nur wenig von denen, die gar nichts tun.
Eine Schieflage, die nicht zu leugnen ist. Justizminister Marco Buschmann ist nicht der erste, dem sie aufgefallen ist, an einer Reform haben sich andere vor ihm versucht. Doch es wäre zu wünschen, dass es dieses Mal klappt. Es wäre ein Signal der Anerkennung für geleistete Sorgearbeit, und ein Schritt in Richtung der „partnerschaftlichen Betreuung der Kinder nach der Trennung“, die die Ampel-Parteien stärken wollen.
Lesen Sie hier das Interview mit Marco Buschmann: Neue Unterhaltsregeln: Was getrennte Eltern tun sollten
Unterhalt: Kinder großzuziehen kann zum Armutsrisiko werden
Doch die Warnungen von Sozialverbänden und der Interessenvertretung von Alleinerziehenden haben ihre Berechtigung. Ergebnis der Reform darf am Ende nicht sein, dass den betroffenen Kindern weniger Geld zur Verfügung steht.
Die Wahrheit ist: Kinder großzuziehen ist in Deutschland in vielen Fällen ein Armutsrisiko. Von einem Gehalt eine ausreichend große Wohnung, Lebensmittel, Kleidung, Freizeitaktivitäten für Kinder zu bezahlen, ist vor allem in Ballungsräumen schwierig. Kümmern sich beide Eltern zu großen Teilen, bedeutet das eben auch, dass zwei Erwachsene vor diesem Problem stehen.
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Kindergrundsicherung als Basis der Reform
Einer der wichtigsten Faktoren für eine gelungene Umsetzung von Buschmanns Projekt ist deshalb ein anderes Vorhaben der Ampel: die Kindergrundsicherung. Denn wenn klar ist, dass für die finanzielle Sicherheit der Kinder auf jeden Fall gesorgt ist, schafft das auch Freiräume für Eltern, Versorgung so aufzuteilen, wie es für sie funktioniert.
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