Berlin. Umfrage unter knapp 450 Kliniken: Viele glauben nicht, dass sich Qualität und Personalmangel durch Lauterbachs Reform verbessern.

Es ist banal, aber wahr: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – und je schwächer er sich fühlt, desto wichtiger sind ihm Werte wie Sicherheit, Vertrauen und gewohnte Rituale. Wer immer eine Reform plant, und sei sie noch so nötig und gut gemeint, muss diesen menschlichen Faktor mitdenken. Das gilt auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach und seine große Klinikreform.

Politik-Korrespondentin
Politik-Korrespondentin © Anja Bleyl

Wird mein Krankenhaus geschlossen? Muss ich zur nächsten Klinik demnächst viel länger fahren? Wer behandelt mich dort? Kerngesunde Menschen werden womöglich mit den Achseln zucken und abwarten, was die Reform bringt – im besten Fall ja eine neu sortierte Kliniklandschaft, die mehr an Qualität denn an Profit ausgerichtet ist.

Wer dagegen krank ist, fühlt sich eh schnell überfordert und möchte oft gerne an seiner vertrauten Versorgung festhalten. Das ist kein Argument gegen die Klinikreform. Aber es ist ein Befund, der gerade in Zeiten multipler Krisen sehr ernst genommen werden muss.

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Lauterbachs Reform: Gut gedacht, aber auch gut kommuniziert?

Lauterbachs Klinikreform ist im Prinzip gut gedacht – ob sie auch gut gemacht wird und vor allem gut erklärt wird, wird sich erst noch zeigen. Es sollte die Gesundheitsminister jedenfalls alarmieren, dass die Mehrheit der deutschen Krankenhäuser maximal skeptisch ist mit Blick auf die Frage, ob sich die Behandlungsqualität durch die Reform wirklich verbessert.

Denn: Die allermeisten Patienten sind klug genug, um ein paar Kilometer mehr Wegstrecke zu akzeptieren, wenn sie dafür im Gegenzug eine echte Steigerung der medizinischen Versorgung bekommen. Weitere Wege ohne bessere Behandlung aber – das geht nach hinten los. Und wäre ein weiterer Grund für viele Bürgerinnen und Bürger, der Bundesregierung einen Vogel zu zeigen.

Hintergrund: Umfrage: Schlechte Noten für Klinikreform - und Lauterbach