Berlin. In Kürze könnte Ex-Präsident Trump eine Anklage wegen Anstiftung zum Aufstand am 6. Januar 2021 bekommen. Seine Partei duckt sich weg.
Das Sündenregister von Donald Trump ist so lang, dass es in Europa jede politische Spitzenkarriere killen würde. Aber in den USA gehen die Uhren anders. Dem Ex-Präsidenten droht eine Anklage wegen seiner Hetzrede am 6. Januar 2021, wenige Stunden vor der Erstürmung des US-Kapitols durch einen wütenden Mob. Trumps Narrativ von der „gestohlenen Wahl“ wirkte damals wie ein Brandbeschleuniger.
Im März flatterte ihm bereits eine Anklage wegen der Schweigegeld-Zahlung an einen Porno-Star ins Haus, die bizarrerweise nicht korrekt nach den Regularien der Wahlkampffinanzierung verbucht war. Im Juni wurde Trump wegen der widerrechtlichen Mitnahme von Geheimdokumenten zur Rechenschaft gezogen.
Trump begegnet den Vorwürfen mit seiner üblichen Taktik: Die Welt und vor allem die Demokraten rund um Präsident Joe Biden hätten sich gegen ihn verschworen. Eine große Hexenjagd wolle seine erneute Kandidatur für das Weiße Haus zunichtemachen. Trump stilisiert sich als Rächer der Entrechteten und Abgehängten, die sich von der politischen Elite in Washington untergebuttert fühlen. Er gefällt sich in der Rolle des Hexenmeisters, der alle Regeln über den Haufen wirft.
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Das Traurige daran: Die Republikaner scheinen ihre Reflexe für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit verloren zu haben. Sie verharren in seltsamer Beißhemmung gegen Trump. Auch sein bisher größter Konkurrent unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, der Florida-Gouverneur Ron DeSantis, nähert sich Trump trotz der gravierenden Vorwürfe nur mit Samthandschuhen. Er hat Angst, die Trump-hörige Parteibasis zu verprellen. Es gilt der alte Satz von Bertold Brecht: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“